Tausende russischer Touristen sitzen seit Wochen in Ländern wie Mexiko, Thailand und Ägypten fest.

Die haben sich zwar den westlichen Sanktionen nicht angeschlossen, doch die russischen Fluglinien schicken ihre Flugzeuge nicht mehr ins Ausland. Sie haben Angst, die Maschinen würden dort konfisziert. Wegen des Fehlens von Sanktionen sieht der russische Staat keine Notwendigkeit, seine Bürger aus diesen Ländern auszufliegen.

Der Moskauer Jurist Arsen Asatchanjan wartet mit seiner Familie in Hurghada am Roten Meer auf den Heimflug: «Wir haben Anfang Februar eine Reise nach Ägypten gebucht», beginnt Asatchanjan. «Damals konnte niemand ahnen, dass sich die Situation so dramatisch ändert. Nach Hurghada geflogen sind wir am 27. Februar. Da waren wir schon in Sorge, wir wussten ja seit dem 24. von den Kämpfen. Der Reiseveranstalter sagte uns, dass wir über Kasachstan fliegen und uns keine Gedanken machen müssten. Die Rückkehr war für den 6. März geplant. Einen Tag vorher informiert uns der Reiseleiter, dass der Flug gestrichen und auf den 9. März verschoben sei. Seitdem wird er immer wieder verschoben. Es hiess, die Maschinen der russischen Fluglinie könnten nicht mehr nach Ägypten und dass der Reiseveranstalter andere Flugzeuge sucht.»

Weiter: «Wir wohnen im selben Hotel und im selben Zimmer, in das wir ursprünglich eingecheckt haben. Hier sind etwa 200 russische Touristen, im Hotel nebenan noch mal 500. Angeblich sind in Hurghada und Scharm el-Scheich Tausende Russen gestrandet. Das Hotel versorgt uns mit drei Mahlzeiten am Tag. Der Reiseleiter kündigt aber immer wieder an, dass wir alle in ein Hotel der niedrigsten Kategorie verlegt würden.»

Seit dem 10. März funktionieren die Kreditkarten nicht mehr wegen der Sanktionen. Man kann auch keinen Geldautomaten nutzen. Asatchanjan sagt: «Zum Glück haben wir genug Bargeld mit. Inzwischen gibt es Telegram-Gruppen, da werden alle möglichen Ratschläge ausgetauscht. Man kann Rubel auf eine russische Kreditkarte überweisen und dann dafür Dollar oder die Landeswährung erhalten. Die Kommissionen sind aber sehr hoch. Manche, die abreisen, tauschen ihr ägyptisches Bargeld gegen eine Überweisung an eine russische Bank. Es gibt auch Ägypter, die russische Banknoten besitzen.»

«Von Zeit zu Zeit», fährt er fort, «kommt der Reiseleiter mit einer Liste für den Rückflug. Es gab bereits mehrere Flüge, aber da standen wir nicht drauf. Wir wissen nicht, nach welcher Logik die erstellt werden. Ein anderes Paar, das im selben Flieger mit uns nach Hurghada geflogen war, ist schon am 13. März zurückgekehrt. Auch Touristen, die später gekommen sind als wir, konnten schon zurück. Einige kaufen sich neue Tickets und fliegen über die Türkei. Das ist aber sehr teuer. Ein Freund ist Anfang März nach Moskau zurückgekehrt, da hat der Flug noch 7000 Rubel gekostet [zirka 60 Franken, red.]. Jetzt kostet das gleiche Ticket 50.000 Rubel. Wir haben unsere Botschaft in Kairo um Hilfe gebeten. Die haben gesagt, dass die Behörden versuchen, eine Lösung zu finden. Einige Touristen sammeln Unterschriften und wollen einen Brief an die Botschaft schicken. Wir sind aber nicht sicher, ob das hilft.»

Zum Schluss des Gesprächs: «Die Einheimischen begegnen uns unterschiedlich. Man trifft alle möglichen Leute. Einige sind verständnisvoll, andere nutzen die Situation aus. Neulich brauchten wir Medikamente, die sollten 14 Dollar kosten. In einer anderen Apotheke haben wir sie dann für 4 Dollar gekauft. Viele haben überhaupt kein Geld mehr. In einem Fall musste eine Frau Medikamente kaufen, da haben die anderen zusammengelegt. Es gibt auch Familien mit mehreren Kindern, die sich gar keine neuen Tickets leisten können. Einige haben Probleme mit dem Arbeitgeber, wegen der langen Abwesenheit. Die Leute sind nervös und verärgert. Ich selbst arbeite für eine deutsche Beratungsgesellschaft. Mein Management hat Verständnis für die Situation und hat mir geholfen. Ich kann von hier aus arbeiten. Unsere Familie hat beschlossen, noch eine Woche zu warten. Wenn es dann immer noch keinen Flug gibt, kaufen wir neue Tickets und kehren über ein Drittland heim.»