Fast ein Jahr ist es her, seit Will Smith für den wohl grössten Skandal an Oscar-Verleihungen sorgte: Er stürmte auf die Bühne und verpasste Komiker Chris Rock, der sich über Smiths Frau Jada lustig gemacht hatte, eine Backpfeife. Lange äusserte sich der Geohrfeigte nicht genau zum Vorfall.
Jetzt, wenige Tage vor den Oscars, trat Chris Rock erneut auf die Bühne und schlug mit aller Kraft zurück – verbal.
In den letzten Minuten seiner rund einstündigen explosiven Comedy-Show «Selective Outrage» (etwa: Gezielte Empörung), die Netflix am Samstagabend live übertrug, nannte er Jada mehrmals bitch und Oscar-Preisträger Will Smith immer wieder bitch und motherfucker.
Rock im O-Ton: «Will Smith ist wesentlich grösser als ich, er dreht Filme oben ohne, mich werden Sie in einem Film nie mit freiem Oberkörper sehen. Wenn ich in einem Film am offenen Herzen operiert werde, ziehe ich einen Pulli an. Will Smith hat Muhammad Ali gespielt (…), ich ein Stück Mais in ‹Pootie Tang›. Sogar in Animationsfilmen ist dieser Motherfucker grösser als ich, ich bin ein Zebra, er ist ein Hai (…), seine Frau hat den Freund ihres Sohnes gevögelt (…), sie hat ihn viel mehr verletzt als er mich (…), jeder auf der Welt nannte ihn eine Schlampe (…), und wen hat er geschlagen? Mich.»
Die Botschaft von Chris Rock (1,78 m) war klar: Will Smith (1,88 m) ist ein Feigling, der auf Kleinere losgeht.
Das sass.
Und so beendete Rock seinen Auftritt im «Hippodrome Theatre» in Baltimore: Weshalb er nicht zurückgeschlagen habe?
«Weil ich Eltern habe (…), ich wurde erzogen. Und ihr wisst, was meine Eltern mir beigebracht haben: ‹Prügle dich nicht vor Weissen.›»
Er warf das Mikrofon zu Boden und nahm den tosenden Applaus aus dem Publikum mit weit aufgerissenen Augen entgegen.
Comedy hat Grenzen, und diese hat Chris Rock überschritten. Vielleicht hätte er das alte Thema nicht aufwärmen sollen. Die Ohrfeige von Smith war rechtlich nicht in Ordnung. Ich persönlich hätte genauso gehandelt. Vielleicht aber nicht mit der flachen Hand. Gewalt ist wirklich keine Lösung, doch habe ich in diesem Fall Verständnis für das tun von Smith.