Da könnte ja jeder kommen! So haben wir nicht gewettet! Wozu halten wir uns schliesslich den öffentlich-rechtlichen Rundfunkt (ÖRR), werden sich etliche Spitzen-Grüne gedacht haben, als ZDF-Moderatorin Andrea Maurer (42) am Sonntagabend bei ihrem «Berlin direkt»-Debüt sich doch einfach frech über den Lieblingswuschel der Ökopartei lustig machte: «Es ist wohl eine besondere Pointe, dass Deutschland aktuell über europäische Atombomben diskutiert, während das gleiche Deutschland als einziges europäisches Land mitten in der Energiekrise aus der Atomenergie ausgestiegen ist», beschrieb die Journalistin arglos das Offensichtliche. «Das Atomaus ist auch ein Grund, warum sich die Lage der deutschen Wirtschaft verschärft hat, warum der Wohlstand schwindet und die Wut auf den grünen Wirtschaftsminister wächst.» Im Hintergrund war dann auch noch zu allem der gemeinte Wirtschaftsminister Robert Habeck von den Grünen zu sehen.

Holla! Da rieben sich erfahrene ÖRR-Junkies verdutzt die Augen: Seit wann dürfen denn ausser Unionspolitikern, Corona-Kritikern, «umstrittenen» Künstlern, Donald Trump, Argentiniens «erzliberalem» Präsidenten Milei jetzt auch die Grünen bespöttelt und mit dem Hauch einer Ahnung von Ansätzen der Kritik überzogen werden!?

Die Parteisoldaten im Zeichen der heiligen Sonnenblume fanden’s nicht lustig und wollten die gar zu unabhängige ÖRR-Kollegin alsbald auf Twitter (neu: X) zum Rapport vorladen. So geht es ja nun nicht, dass hier auf Gebührenzahlerkosten jeder sagt, was er denkt! «Ich bitte das ZDF hiermit öffentlich darum, Fakten dafür zu vorzulegen, dass durch die Umsetzung des von CDU/CSU und FDP beschlossenen Ausstiegs Deutschlands aus der Atomenergie der Wohlstand hierzulande schwindet. Oder diese unsägliche Aussage zu korrigieren», twitterte Jan Philipp Albrecht (41), Co-Chef der parteinahen Heinrich-Böll-Stiftung und Ex-Grünen-Minister in Schleswig-Holstein. Grünen-Ikone und Ex-Bundesministerin Renate Künast teilte den Tweet.

Die Sache mit den Energiepreisen, die nun schon etliche Top-Firmen zur Flucht aus Deutschland getrieben hat, ist den wackeren Streitern offenbar entgangen. Und selbstverständlich ist die politisch gewollte Verknappung des Energieangebots ein segensreicher Schritt hin zur Klimaneutralität 2045 und muss natürlich im Kontext von allem Möglichem gesehen werden. An Super-Robert rumzumäkeln kommt jedenfalls nicht in die grüne Wunschtüte. Der hat schliesslich ergebnisoffen die Rentabilität der verbliebenen Kernkraftwerke geprüft und kam flugs zu dem völlig unabhängigen Ergebnis, dass sie abgeschaltet werden müssen. Wie es die Grünen schon immer wollten.

Und dass damit auch sämtliche Forschung und Entwicklung dieser Energiesparte aus Deutschland abwandert und anderen womöglich Zukunftstechnologien überlässt, ist im Sinne der beschleunigten Fahrt in die grüne Sackgasse ebenfalls gewollt. Wäre ja noch schöner.

Als Nächstes kommt jemand um die Ecke und will ernsthaft über Gentechnik in der Landwirtschaft nachdenken. Da kann man nur sagen: Wehret den Anfängen! Die gefärbten Windeln festgezurrt, die feministischen Vagina-Mützen in die Stirn gezogen, und auf ins Gefecht, damit demnächst nicht noch jemand im öffentlichen Rundfunk an Cannabis-Freigabe und jährlichem Geschlechterwechsel rumkrittelt.

Wachsam bleiben, Genossen!

Ralf Schuler ist Politikchef des Nachrichtenportals NIUS und betreibt den Interview-Kanal «Schuler! Fragen, was ist». Sein Buch «Generation Gleichschritt. Wie das Mitlaufen zum Volkssport wurde» ist bei Fontis (Basel) erschienen. Sein neues Buch «Der Siegeszug der Populisten. Warum die etablierten Parteien die Bürger verloren haben. Analyse eines Demokratieversagens» erscheint im Herbst und kann schon jetzt vorbestellt werden.