Spurabbau, Parkplatzreduktion, Velo-Highways. Anti-Auto!
Zürich hat sich den Kampf gegen den individuellen Personenverkehr quasi ins Stadtwappen gezimmert. Auf kantonaler Ebene geht man in diesen Themen zwar vergleichsweise zurückhaltend vor, doch auch hier hat nicht selten das linke Lager das letzte Wort.
So wurde der Kantonsrat bis zu diesem Montag vom grünen Urgestein Esther Guyer präsidiert. Die ehemalige Pharma-Assistentin war bekannt dafür, unverblümt ihre Meinung zu vertreten und die Konfrontation nicht zu scheuen – auch nicht mit der eigenen Partei.
Als sie vor Jahresfrist mit einem eher enttäuschenden Ergebnis (133 von 176 Stimmen) zur höchsten Zürcherin gewählt worden war, sagte sie: «Als jemand, der austeilt, bin ich das gewohnt.»
Allein die Tatsache, dass eine Grüne-Politikerin in dieses Amt gehoben wurde, gewichtete sie aber als grossen Erfolg – für die Partei im Allgemeinen und für sich selber im Speziellen: «Es zeigt, dass sowohl die Partei wie ich selber aus Sicht der Bürgerinnen und Bürger die richtigen Themen angegangen und gute Arbeit geleistet haben. Und nun bildet das Kantonsratspräsidium für mich – nach 24 pickelharten Jahren in der Opposition im Kantonsrat – den krönenden Abschluss meiner Politkarriere.»
Dieser Abschluss kam am vergangenen Montag.
Guyer zelebrierte ihn zusammen mit den Medien und in Begleitung eines Tele-Züri-Reporters. Bei diesen Bildern muss sich der eine oder andere ihrer Wähler allerdings wie im falschen Film vorgekommen sein. Ihre farewell-Tour absolvierte die Grüne-Politikerin nicht per ÖV oder mit einem Lastenvelo, sondern in einer dunklen Limousine aus dem kantonalen Fuhrpark.
Treuherzig sagte sie ins Mikrofon, dass sie morgens jeweils zehn Minuten auf dem Hometrainer sitze, um in Schwung zu kommen. Damit ist es mit der unmotorisierten Fortbewegung aber zu Ende. Für den Transport von ihrem Wohnort im Letten-Quartier zum Letzigrund (2,6 km) benutzte sie ebenso die schwarze Karosse wie danach vom Letzigrund zur Bullingerkirche (1,5 km).
Es waren die letzten Transfers von Esther Guyer als Politikerin.
Ihrer Partei erwies sie damit einen Bärendienst: Eine Umweltpolitikerin, die in einer dunklen Limousine vorfährt, ist ungefähr so glaubwürdig wie ein Radprofi, der mit einem Motorroller zur Tour de France antritt.