Irgendwie erinnere ich mich dunkel, in der Weltwoche ein Lob auf die Schweizerischen Bundesbahnen gelesen zu haben. Im Vergleich zur Deutschen Bahn mag das ja stimmen, wobei das auch kein fairer Vergleich ist – man vergleicht sich nicht mit Scheintoten.

Doch wir müssen hier mit anekdotischer Evidenz widersprechen. Die SBB veranstalten derzeit auf manchen Strecken ein Chaos, das an deutsche Verhältnisse gemahnt.

Wer zum Beispiel am Dienstag von Lenzburg zum Flughafen Zürich wollte – immerhin eine der Hauptstrecken des Schweizer Netzes –, stand plötzlich vor einem ausfallenden Zug.

Nun, kann ja mal passieren.

Doch wer zum Beispiel am Donnerstag von Lenzburg zum Flughafen Zürich wollte, stand wieder vor ausfallenden Zügen. Die Meldung kam nicht klar und deutlich und rechtzeitig im Voraus, sondern kurzfristig und kaskadenartig. Erst fiel der direkte Zug um 5.03 Uhr aus, dann der zur selben Zeit mit Umsteigen in Zürich Hauptbahnhof.

Sollte man dann auf eine dritte Chance hoffen? Oder eine vierte? Oder keine?

Für eine rationale Entscheidung brauchte es einen gewissen Grad an Informationen über die Gründe der Ausfälle und verlässliche Perspektiven.

Die kryptische Begründung lautete allerdings: Kein Zug «aufgrund der Betriebslage». Wie diese Lage zustande kommt und was sie für Kunden und Fahrplan bedeutet – wer weiss das schon?

Für Kunden, die nicht einfach nur zum Spass in der Weltgeschichte herumfahren und vielleicht irgendwo noch etwas termingerecht zu erledigen haben, ist diese Lage der Bahnnation doch etwas deutsch.