Schlechtes Benehmen gehört bei den Grünen zum guten Ton. Dieser Tage erst pöbelte sich der Grünen-Europapolitiker Anton «Toni» Hofreiter fröhlich durch das «Morgenmagazin» von ARD und ZDF.

Man müsse «sich darüber im Klaren sein, dass Viktor Orbán im Grunde ein korrupter Krimineller ist», so der Vorsitzende des Europa-Ausschusses im Deutschen Bundestag, der auch als möglicher EU-Kommissar für Deutschland gehandelt wird.

 

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Nun wirft man für gewöhnlich der AfD oder internationalen Rechtspopulisten vor, zur Verrohung der politischen Sitten beizutragen, aber der Grünen-Botaniker schliesst da locker auf.

Orbán, wetterte er weiter, gehe es nur darum, «EU-Gelder freizupressen, um sie dann wieder stehlen zu können für sich und seine Ganovenbande, die de facto Ungarn inzwischen regiert». Er sei «eben komplett korrupt», so Hofreiter, der Belege oder Argumente leider nicht zur Hand hatte.

Dass Orbán und Ungarn gerade in Kreisen von Europa-Politikern zum Bösen schlechthin stilisiert und verschlagwortet werden, ist nicht ganz neu, wobei die Quellen in der Regel Hörensagen und ungarische Oppositionelle sind.

Hofreiters Pöbelanfall stellt aber doch einen neuen Höhepunkt an Primitivität und intellektuellen Tiefpunkt für einen Regierungsvertreter dar, der politisch bei den Erwachsenen mitspielen will.

Und es ist leider bezeichnend für eine Regierung, die international auf dem ganz hohen moralischen Ross sitzt und selbst an einfachsten politischen Umgangsformen scheitert.

Der ungarischen Seite war Hofreiters Hochmutsanfall übrigens keine Reaktion wert. Man verliere seine Würde, wenn man auf Anwürfe unterhalb zivilisatorischer Mindeststandards reagiere, hiess es.

Ralf Schuler ist Politikchef des Nachrichtenportals NIUS und betreibt den Interview-Kanal «Schuler! Fragen, was ist». Sein Buch «Generation Gleichschritt. Wie das Mitlaufen zum Volkssport wurde» ist bei Fontis (Basel) erschienen. Sein neues Buch «Der Siegeszug der Populisten. Warum die etablierten Parteien die Bürger verloren haben. Analyse eines Demokratieversagens» erscheint im Herbst und kann schon jetzt vorbestellt werden.