Noch immer reibt man sich in Hollywood die Augen: Wie war es möglich, dass ein düsterer Film über den amerikanischen Physiker J. Robert Oppenheimer und die Erfindung der Atombombe im Sommer fast eine Milliarde Dollar einspielte? Irgendwie stimmte die Formel. Dass der Dreistünder auch bei den Golden Globes gross herauskommen würde, überraschte indes nicht: Mit fünf Auszeichnungen war der Kritikerliebling von Christopher Nolan der erfolgreichste Kinofilm bei der Preisverleihung in Beverly Hills.

Der Sommerhit schlechthin, «Barbie», kam in der Nacht auf Montag nur deshalb in die Kränze, weil kurzerhand eine neue Kategorie ins Leben gerufen wurde: «Blockbuster». In dieser gewann der weitaus beliebteste Blockbuster des Jahres (1,44 Milliarden Einspielergebnis) dann auch. Allerdings hatten fast alle in Hollywood darauf gewettet, dass «Barbie» die gewichtigere Kategorie «Musical oder Komödie» für sich entscheiden würde – auch fürs beste Drehbuch war er ein heisser Favorit.

Doch «Poor Things», eine feministische Neuinterpretation der Frankenstein-Geschichte (ab 17. 1. auch in der Schweiz), machte der zu Fleisch gewordenen Plastikpuppe in Pink einen Strich durch die Rechnung und holte sich den Globe. Und der Preis fürs beste Drehbuch ging überraschenderweise an «Anatomie d’une chute» aus Frankreich. «Poor Things»-Hauptdarstellerin Emma Stone holte sich auch den Preis für die beste darstellerische Leistung in der Kategorie «Musical oder Komödie». Bei den Männern gewann in dieser Sparte Paul Giamatti für seine Rolle in «The Holdovers» (ab 25. 1. in der Schweiz). Der Film von Alexander Payne («About Schmidt», «Sideways») über einen Lehrer einer Eliteschule in den siebziger Jahren wird hüben wie drüben wärmstens empfohlen. Bei den Serien schwang «Succession» mit vier Auszeichnungen obenaus. Cillian Murphy («Oppenheimer») und Lily Gladstone («Killers of the Flower Moon») erhielten die Globes für die beste darstellerische Leistung in einem Kino-Drama.