Zugegeben, Gianni Infantino, Fifa-Präsident und Skinhead des Weltfussballs, ist kein Sympathieträger. Gegenüber seinem Vorgänger und Walliser Kompatrioten Sepp Blatter, jovial, verbindlich, grossväterlich, wirkt er wie ein eiskalter Fisch, der auch in der Wall Street zu Hause sein könnte.
Umso mehr verblüfft die hochemotionale und hochintelligente Rede, mit der Infantino sogar die Eröffnungsfeier des Turniers in Katar medial überstrahlte. Der Boulevard nennt seine Rede «wirr», der Mainstream ist geschockt.
«Heute fühle ich mich katarisch, heute fühle ich mich arabisch, heute fühle ich mich afrikanisch, heute fühle ich mich homosexuell, heute fühle ich mich behindert, heute fühle ich mich als Arbeitsmigrant»: Diese Sätze sind schon jetzt Kult – und sie werden in die Annalen der Sportgeschichte eingehen. Hier spricht ein vermeintlich aalglatter Funktionär plötzlich mit der eruptiven Sprachgewalt eines begnadeten Polemikers. Wow!
Das ist beste Unterhaltung – und erst noch mit Mut und Tiefgang. Wie sagte er doch? «Für das, was wir Europäer in den vergangenen 3000 Jahren getan haben, sollten wir uns für die nächsten 3000 Jahre entschuldigen, bevor wir anfangen, den Menschen moralische Lektionen zu erteilen.»
Wie Infantino der scheinheiligen Hochnäsigkeit der westlichen Zeigefinger-Politiker und dem geschichtsblinden Moralismus der Fifa-Hasser auf den Redaktionsstuben den Spiegel vorhält, furchtlos in den perfekten Shitstorm surfend, das verdient Respekt. Und macht ihn schon fast wieder sympathisch.
Detlef Dechant sagt: Schade, dass einige Kommentatoren hier die Rede nicht, nicht richtig gelesen oder bewußt missverstanden haben. 1. Bitte die Zahl 3000 nicht wörtlich nehmen, sondern als Zeitrahmen der Geschichte. 2. Wo hat Infantino gesagt, dass wir uns bei den Katarern entschuldigen müssten? Er meinte, dass auch wir Europäer Grund hätten, uns zu entschuldigen, für dass, was wir irgendwann in der Geschichte anderen angetan hätten, ohne auszurechnen.
julian_seiler sagt: Herr Gut, währenddem ich Ihre bisherigen, meist sehr fundierten Berichterstattungen immer sehr schätzte, habe ich bei dieser Lobeshymne auf dieses heuchlerische Geschwätz von Infantino den Eindruck, dass Sie sich da bei Ihrer Bewertung völlig vergriffen haben! Es scheint mir, dass Sie da blindlings bei der Beurteilung dieser Sache die falsch eingeschlagene Marschrichtung von Herrn Köppel übernommen haben. Eine konträre Haltung zum Mainstream garantiert nicht immer, dass man richtig liegt!
luke.tam sagt: Man braucht nicht mit allem, was Herr Infantino sagte, einverstanden zu sein, aber Recht hatte er mit dem Vorwurf an die heutigen Kritiker, als er sie der Heuchelei bezichtigte und ihnen doppelte Standards vorwarf.
Die Arroganz westlicher Politiker und 'eingebetteter' Journalisten ist kaum zu überbieten!
Maclas sagt: So ein historischer Schwachsinn mit den 3000 J, Europa wurde selber unzählige male überfallen oder gar kolonialsiert z.B. von den Arabern in Spanien, den Hunnen, den Mongolen, den Türken. Die Kolonisationsphase einiger europ. Grossmächte kann man getrost erst ab 1492 ansetzen und endete im 20. Jh. Insbesondere bei so einem dekadenten Ausbeuterland wie Katar mit 90% Gastarbeitern unter prekären Verhältnissen, das nur zufällig dank Oel & Gas so reich wurde, muss man sich sicher nicht entschuldigen
lilith sagt: @Maclas -Es gibt wohl immer 2 Seiten einer Medaille. Eine, die ausbeutet&Eine, die sich ausbeuten lässt. WER hat die Gastarbeiter nach Katar gezwungen, um die neuen Bauten zu errichten? Dass sich Habeck bis fast zu den Schuhen des Scheichs herunter kratz buckelte und um sofortige, in großen Mengen Gaslieferungen bettelte, da waren ihm die Umstände der Gastarbeiter, der Umgang mit den Minderheiten der LSBTIQ+* völlig egal. Was gibt es bloß für notorische Heuchler!?
Maclas sagt: Wären Sie in bitterer Armut in Nepal ohne Perspektive geboren worden, dann wüssten Sie die Anwort vermutlich! Aber vom wohlstandsverwöhnten helvetischen Kuschelsofa aus können Sie diese Frage eben nur voreingenommen moralisierend stellen. Und dass Sie dann auch noch whataboutismusmässig den Robert Habeck ins Spiel bringen müssen, spricht auch nicht für Sie. Immerhin hat der seinen Job gemacht, die deutschen Gasspeicher sind voll und eine grosse Pleitewelle gabs auch noch nicht.
interessierter leser sagt: Ich kann die Einschätzung diesesmal nicht teilen. Als begeisterter Welwoche Fan, ist das mein erster Beitrag in einer Gegenrede.
Die Ausricjter der WM möchten nach Ihren Landessitten schalten und walten, wie sie es möchten. Aber, .....bitte nicht mit mir. Ich werde in der Weihnachtszeit keine WM anschauen. Auch die Nationalelf von Deutschland muss auf mich verzichten.
Die FiFA und insbesondere Herr Infantino, muss wissen, dass ich nicht bereit bin, alles mitzumachen oder hinzunehmen.
interessierter leser sagt: Fussball ist ein Großereignis, für Fans, Familie, und jeden der Spaß daran hat. Es kommen Menschen (offen) zusammen, gleich welcher geschlechtlicher Ausrichtung.
Der Sommer in den Winter verlegt, für 200 Mrd. Infrastruktur gebaut, um dort eine WM zu feiern, wo es die nächsten 300 Jahre keine Fankultur geben wird, wie es sich Fußballnarren eben wünschen.
Vielen Dank. Aber bitte nicht mit mir.
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Philipp Gut 
burg 
Res Zaugg 
laszlo.trankovits
Schade, dass einige Kommentatoren hier die Rede nicht, nicht richtig gelesen oder bewußt missverstanden haben. 1. Bitte die Zahl 3000 nicht wörtlich nehmen, sondern als Zeitrahmen der Geschichte. 2. Wo hat Infantino gesagt, dass wir uns bei den Katarern entschuldigen müssten? Er meinte, dass auch wir Europäer Grund hätten, uns zu entschuldigen, für dass, was wir irgendwann in der Geschichte anderen angetan hätten, ohne auszurechnen.
Was sind 3000 Jahre, Herr Infantino? - Warum sollen sich Europäer entschuldigen? - Glauben Sie ernsthaft an das Märchen vom guten, friedlichen Nichteuropäer? Informieren Sie sich mal genauer über die Geschichte der nicht europäischen Völker.
Herr Gut, währenddem ich Ihre bisherigen, meist sehr fundierten Berichterstattungen immer sehr schätzte, habe ich bei dieser Lobeshymne auf dieses heuchlerische Geschwätz von Infantino den Eindruck, dass Sie sich da bei Ihrer Bewertung völlig vergriffen haben! Es scheint mir, dass Sie da blindlings bei der Beurteilung dieser Sache die falsch eingeschlagene Marschrichtung von Herrn Köppel übernommen haben. Eine konträre Haltung zum Mainstream garantiert nicht immer, dass man richtig liegt!