Nachdem sich der Influencer Jeremy Fragrance (7,3 Millionen Follower auf Tiktok) auf der jährlichen Gala der New York Young Republican Party unter anderem mit dem völkisch-nationalen AfD-Politiker Maximilian Krah ablichten liess, kündigten ihm mehrere Unternehmen die Zusammenarbeit auf. Aldi Nord distanzierte sich genauso von dem 34-Jährigen wie Sky, die kurzerhand eine aufwendig produzierte Dokumentation mit Fragrance aus dem Programm nahmen. Auch der Buchverlag Heel, bei dem Fragrance bereits ein Buch herausgebracht hat, beendet die Zusammenarbeit.

Dabei ist es letztlich nicht wichtig, wie man Personen wie Krah oder auch David Bendels, den Herausgeber des Deutschland-Kuriers, einordnet. Entscheidend ist eher die Frage, ob Jeremy Fragrance, dessen wahrer Name eigentlich Daniel Sredzinski ist, wusste, mit wem er sich ablichten liess.

Bei der Welt hat man daran berechtigte Zweifel. Ein E-Mail-Austausch mit Sredzisnki legt nahe, dass die Social-Media-Grösse überhaupt keine Ahnung hatte, mit wem sie sich ablichten liess. Er wohnte im selben Gebäude, in der auch die Veranstaltung stattfand. Laut eigener Aussage schaute er nur kurz vorbei. «Ich mach häufig Fotos zurück und tagge auch manchmal inklusive nicht vorher zu informieren wer was macht in der Öffentlichkeit», erklärt Fragrance der Welt.

Dazu kommt, dass der Influencer vorher noch nie mit politischen Statements in Erscheinung getreten ist. Die Frage lautet also: Sollte es nicht auch hier so etwas wie ein «im Zweifel für den Angeklagten» geben?

Was schockiert, ist jedenfalls weniger die vermeintliche oder tatsächliche Naivität von Sredzinski, sondern die schnelle Verurteilung und die daraus resultierenden beruflichen Konsequenzen für ihn. Wer auch nur im Verdacht steht, rechts sein zu können, wird schneller fallen gelassen als eine heisse Kartoffel.

Letztlich ist es auch ein zutiefst bigottes Vorgehen. Denn freilich gilt das, was Jeremy Fragrance gerade erfährt, nicht für alle. Linksextreme unterstützen oder gar selbst linksextrem sein, ist kein Problem. Vielmehr ist es ein Lifestyle, den viele Promis wie eine Monstranz vor sich hertragen. Ein bisschen Werbung für sogenannte Seenotretter oder ein paar antisemitische Parolen aus dem linksbourgeoisen Elfenbeinturm haben noch keinem die Karriere verhagelt.

Es ist letztlich diese Doppelmoral, die Kontaktschuld, die für die einen gilt und die anderen nicht, die Cancel-Culture ohne Rücksicht, die dafür sorgt, dass es vielen Menschen mittlerweile egal ist, ob Leute wie Krah oder Bendels tatsächlich problematische Personen sind. Das ist gleichermassen gefährlich und ein Stück weit beruhigend. In jedem Fall zeigt es, dass die linke Medienmacht bröckelt. Nicht bei Unternehmen, die sich wie Aldi und Sky sofort in den Staub werfen und Abbitte leisten, aber beim gemeinen Bürger, der sich nicht von Fragrance abwendet, sondern für einen erneuten Anstieg seiner Followerzahlen in den letzten Tagen gesorgt hat.