Die Debatte um die historischen und biblischen Grenzen Israels hat erneut an Bedeutung gewonnen, berichtet die Zeitung Jerusalem Post. Besonders im Zusammenhang mit dem aktuellen Konflikt in der Region wird die Frage aufgeworfen, ob auch Teile des Libanon zu den Israel im Alten Testament zugesagten Gebieten zählen. Dies wird in religiösen und politischen Kreisen kontrovers diskutiert.

Gemäss den biblischen Schriften, insbesondere der Brit Bein Habetarim (Genesis 15: 18), umfasst das «Gelobte Land» ein Gebiet von der ägyptischen Grenze bis zum Euphrat, was weit über die heutigen Staatsgrenzen Israels hinausgeht. Im Kontext des modernen Staates Israel wird der Begriff «Grossisrael» teils symbolisch, teils geografisch interpretiert. Besonders kontrovers ist die Frage, ob der Libanon in dieses historische Israel einbezogen ist.

Einige religiöse Autoritäten wie der Ramban besagen, der Libanon falle in die biblischen Gebiete, die von den Israeliten nach ihrer Eroberung besiedelt werden sollten. Der Stamm Ascher etwa, dessen Territorium an den heutigen Libanon grenzte, wird in diesen Zusammenhang gebracht.

Allerdings ist dieser Gedanke in der politischen Realität Israels hochsensibel. Eine Ausdehnung auf libanesisches Territorium könnte weitreichende politische und militärische Implikationen haben, nicht zuletzt im Hinblick auf die Spannungen zwischen Israel und seinen Nachbarn.

Die Torah und andere religiöse Schriften führen bestimmte Gebote an, die für die «Mitzvot» auf erobertem Land relevant sind. Diese binden die Gebiete des «Grossisrael» an religiöse Pflichten wie die Einhaltung des Schabbatjahres (Shmitta) oder der landwirtschaftlichen Abgaben (Terumot und Ma’aserot). Einige politische Strömungen sehen daher in einer Ausdehnung auf libanesische Gebiete nicht nur eine geografische, sondern auch eine spirituelle Verpflichtung.

Die Auslegung des Begriffs «Grossisrael» und seine Anwendung auf den heutigen Libanon bleibt jedoch umstritten.