Wir haben neulich beschlossen, uns eine kleine Auszeit zu leisten. Es lockten vier Tage in Hamburg: Ein schönes Hotel, Museen, Hafenrundfahrten und dergleichen schien genau unseren Wünschen zu entsprechen. Die Anreise mit dem Zug war allerdings weit eher meiner unüberwindbaren Flugangst als der gegenwärtigen Klimahysterie geschuldet.

Wir buchten bei der Deutschen Bahn, gut ein halbes Jahr im Voraus, reservierte Plätze erster Klasse, möglichst in der Nähe des Bordrestaurants. Gewisse Warnhinweise von Freunden betreffend den maroden Zustand der Deutschen Bahn überhörten wir tunlichst oder schoben sie in die «Neid-und-Mecker-Schublade». Der sonnige, fast wolkenlose Septembermorgen auf dem Perron des Basler Bahnhofs bestätigte unseren Optimismus, fuhr doch der ICE pünktlich auf dem Nebengeleise ein.

Vor den Türen der Erste-Klasse-Wagen bildete sich sofort ein Pulk von Einsteigewilligen. Nach gut zehn Minuten erfolgte eine Lautsprecherdurchsage: «Infolge einer technischen Störung lassen sich die Türen des Bordrestaurants und der Erste-Klasse-Wagen nicht öffnen. Bitte steigen sie in die Wagen der zweiten Klasse ein, nehmen sie den späteren ICE Richtung Mannheim oder verschieben sie ihre Reise. Eine Belegung der Plätze ist aus Sicherheitsgründen nicht möglich.»

Vor meiner Metamorphose zur Sardine forderte der Bordlautsprecher die Reisenden nach Hamburg auf, in Mannheim umzusteigen. Der Grund durfte zwischen Bauarbeiten und Personalmangel frei gewählt werden. Mit mehr als zwei Stunden Verspätung trafen wir am Zielort ein.

Bei der Rückreise in die Schweiz fuhr der ICE, der uns zurück in die Schweiz bringen sollte, planmässig ab. Erst nach Stunden verwirrte mich der an der Wagendecke befindliche Bildschirm. Gemäss dem dort aufgeführten Fahrplan sollte die Endstation nicht Basel, sondern Karlsruhe sein. Keine Durchsage, keine Orientierung, also vermutlich ein dummer Fehler unterbezahlter subalterner Angestellter der Deutschen Bundesbahn?

War es nicht! Der ICE hielt, und gleichzeitig orientierte uns auch eine Durchsage: «Bitte aussteigen, Endstation.» Die Dame am Infoschalter tröstete uns: «Es folgt eine gute Stunde später ein ICE aus Berlin, der dann sogar ohne umzusteigen nach Zürich fährt.» Dieser ICE allerdings war überfüllt. Dennoch ergatterten wir im Bordrestaurant zwei Plätze. Ein ungepflegter, schwitzender, unfreundlicher und an Adiposität leidender Kellner schleppte uns, seufzend und ächzend, Bier, Wein und in roter Sauce versteckte Wurststücke an den Tisch.

Die Reisezeit von Zürich nach Hamburg und zurück betrug zirka 18 Stunden. Jetzt ist mir klar, wieso die Mitglieder des Bundeskabinetts so gerne mit dem Flugzeug reisen.