Demokratie ist Interpretationssache.

Den Abstimmungsentscheid zugunsten des Klimagesetzes versteht beispielsweise die Gruppierung «Renovate Switzerland» als Freibrief für Strassenblockaden und Klebeaktionen im Sinne der gesellschaftlichen Obstruktion. Anfang Woche stoppten Demonstranten den Autoverkehr in Zürich auf zwei Autobahnzubringern.

Dabei wurden sie von der Polizei relativ unkompliziert weggebracht. Das tat offenbar weh. Gegenüber dem Tages-Anzeiger beschwert sich die Aktivistin Marie, dass sie von der Kantonspolizei mit einem «Schmerzgriff» weggetragen wurde – obwohl sie sich «weder verbal noch körperlich gewehrt hatte». Daraufhin musste sie dreissig Stunden in Polizeigewahrsam verbringen.

Auch die Rechnungsstelle der Obrigkeit kennt kein Pardon: Bei der Kapo gilt das Verursacherprinzip – Klimakleber haben die Kosten für den Polizeieinsatz selber zu tragen.

Die Mitglieder des feministischen Streikkollektivs fühlen sich von der Staatsgewalt ebenfalls schlecht behandelt. So zeigt sich beispielsweise die Alternative Liste über das resolute Durchgreifen der Polizei am Frauenstreiktag schockiert. In einer Fraktionserklärung sprach sie im Zürcher Gemeinderat von einem «traurigen exemplarischen Beispiel von Polizeigewalt in unserer Stadt» und einem «inakzeptablen Angriff» auf die Demonstrationsfreiheit, der moralisch verwerflich und illegal sei und zudem von Inkompetenz zeuge.

Die kritisierten Gesetzeshüter freilich schildern die Vorfälle komplett anders. Sie seien von den Frauen angegriffen worden und hätten nur ihre Pflicht erfüllt. Und dieses sieht nun einmal immer gleich aus: für Recht und Ordnung zu sorgen – sogar bei Klimaklebern und streikenden Feministinnen.