Denn sie reden mit Worten den Krieg herbei. Diese Auffassung wird nahezu jeden Tag aufs Neue untermauert.

Gerade hat der ehemalige Chef der SPD, Sigmar Gabriel, Folgendes gesagt: «Wir werden Russland noch einmal so niederringen müssen, wie wir das im Kalten Krieg mit der Sowjetunion gemacht haben.»

Russland «niederringen»?

Unabhängig davon, dass die Situation im Kalten Krieg eine andere war: Alleine schon dass ein ehemaliger Vize-Kanzler der Bundesrepublik davon spricht, Russland müsse niedergerungen werden, zeigt den hohen Grad der diplomatischen Verwahrlosung, der mittlerweile im Hinblick auf das deutsch-russische Verhältnis Einzug gehalten hat.

Bereits der Gedanke an die Millionen russischer Opfer, die auf das Konto der deutschen Wehrmacht gehen, sollte dazu führen, dass Politiker der Bundesrepublik Russland mit diplomatischem Taktgefühl entgegentreten. Doch es scheint keine Grenzen des politischen Anstands mehr zu geben.

In der Ukraine findet ein brutaler Stellvertreterkrieg statt, der Hunderttausende Soldaten auf beiden Seiten getötet, verstümmelt oder traumatisiert hat. Wann ist es mit dem Krieg genug?

Was Gabriel noch sagt, zeigt: Nicht Russland sucht die militärische Konfrontation mit der Nato oder gar Deutschland. Umgekehrt wird offensichtlich ein Schuh draus.

Gabriel – so berichtet es die Frankfurter Rundschau, die Bezug nimmt auf ein Stern-Interview mit Gabriel – sagte auf die Frage, ob der Westen doch noch Bodentruppen in die Ukraine schicken werde, er würde «nichts ausschliessen». Das halte er dann für angebracht, wenn deutlich würde, dass die Ukraine den Krieg verliere.

An dieser Stelle muss die Frage aufgeworfen werden: Begreift Gabriel die Tragweite seiner Aussagen?

In einem solchen Fall stünden sich in der Ukraine Russland und die Nato direkt gegenüber. Mit anderen Worten: Ein falscher Funke genügte in einer derartigen Situation, und mindestens Europa würde in den Abgrund des Krieges, vielleicht sogar eines atomaren Krieges gerissen.

Die aktuellen Ergebnisse bei den Europawahlen haben gezeigt: Viele Bürger wollen keinen Krieg mit Russland. Das ist vernünftig. Nicht nur unvernünftig, sondern hochgefährlich sind die Aussagen von Gabriel, dem Vorsitzenden der transatlantischen Organisation «Atlantik-Brücke».

Marcus Klöckner ist Journalist und Autor. Zuletzt von ihm erschienen: «Möge die gesamte Republik mit dem Finger auf sie zeigen. Das Corona-Unrecht und seine Täter», Rubikon.