Der Appenzeller Käse gehört zu den bekanntesten Produkten der Schweizer Milchwirtschaft. Würzig, geschmacksintensiv und – je nach Reifezeit – mild bis rezent. Das Rezept untersteht höchster Geheimhaltungsstufe – wie es in einem TV-Werbespot der Rest-Schweiz mit einem Augenzwinkern klargemacht wird.

Nun lancieren die tapferen Ostschweizer ein Alternativprodukt – milder, cremiger, sanfter – und nennen es unverfroren «Appenzellerin», in einem wertkonservativen Umfeld eine durchaus gewagte Aktion. Als Erscheinungsfarbe wurde Rosa gewählt; die Adjektive, mit denen das neue Produkt angepriesen wird, lauten «elegant» und «charmant».

Dies ist zu viel des Guten. Die Volksseele kocht. Bürgerliche Kreise unterstellen den Käseproduzenten vor dem Zeitgeist des Gendern und der Wokeness zu kapitulieren. Aus dem feministischen Lager lautet der Vorwurf, dass man mit dem Käse den Geschlechterstereotyp zementiere.

Jetzt muss sich Rudolf Hegg, geschäftsführender Direktor bei Appenzeller Käse, für die Aktion rechtfertigen. In der Appenzeller Zeitung sagt er: «Wir wollen weder mit dem Namen noch der Verpackungsfarbe ein politisches Zeichen setzen, geschweige denn die Gesellschaft spalten. Wir wollen ein Volkskäse sein, der von allen Menschen, unabhängig von Religion, politischer Zugehörigkeit, sexueller Ausrichtung oder Geschlecht, gegessen werden kann.»

Aufgrund der öffentlichen Diskussionen in den letzten Jahren sei es zwar absehbar gewesen, dass das Konzept kontrovers aufgenommen werde. Sie seien aber von Anfang an zuversichtlich gewesen, dass die Mehrheit der Kundschaft das Konzept richtig verstehen werde. Die Farbe Rosa sei nach einer konsultativen Umfrage in der Bevölkerung gewählt worden.

Wir stellen uns auf den gleichen Standpunkt – und rufen zur Vernunft und zum gesunden Menschenverstand auf. Hoch leben die Appenzellerinnen!