Als eines der letzten westlichen Medienorgane hat auch die Bild-Zeitung erkannt, dass ihre Einschätzung der militärischen Fähigkeiten der Ukraine falsch war.

Unter dem Titel «Unterschätzten wir die Russen?» analysiert der hauseigene Kriegsexperte des Blattes, Julian Röpcke, die jüngsten Erfolge der russischen Armee entlang praktisch der gesamten Frontlinie und das Scheitern der gross angekündigten ukrainischen Gegenoffensive.

«Russlands Kriegswirtschaft ist der ukrainischen meilenweit überlegen – und baut ihren Vorsprung auch am Ende des zweiten Kriegsjahres weiter aus», schreibt Röpcke im Widerspruch zu früheren Berichten, in denen häufig davon die Rede war, dass der russischen Rüstungsindustrie nicht zuletzt angesichts der westlichen Sanktionen die Luft ausgehe.

Noch vor wenigen Wochen hatte Bild «schwere Verluste für Putins Armee» und eine «erneute Niederlage Moskaus» verkündet. Zuvor erklärte der «Leitende Redakteur Sicherheitspolitik und Konflikte» des Blattes: «Putins Drachenzähne nutzlos». Die Panzersperren hätten den Durchbruch der Ukraine durch Russlands Hauptverteidigungslinie nicht verhindern können.

Auf Kritik auf seine Fehlurteile reagierte Röpcke auf X dünnhäutig. An die Adresse von «Putin-Abschaum» gerichtet, schrieb er: «Ja, man hat auch mich hinters Licht geführt. Ich glaubte an die Einschätzungen einiger der grössten Geheimdienste auf diesem Planeten, und ich glaubte an die Fähigkeiten der ukrainischen Armee.» Er habe aber schon im vergangenen August erkannt, dass der ukrainische Durchbruch bei Robotnje nicht den Anfang, sondern das Ende der Offensive markiert habe.