Besuch in Budapest. Was fällt auf neben der imposanten Kulisse von Donau, Burgviertel und Co. und der wechselhaften Geschichte mit zig Belagerungen und Kämpfen und Aufständen?
Die Menschen. Sie wirken unaufdringlich, unscheinbar fast, sind dabei hilfsbereit und sympathisch. Keine Blender, keine Schauspieler, keine Lautsprecher. Ein gewisser bescheidener Stolz zeichnet sie aus, geprägt von Realismus und common sense.
Mit Ministerpräsident Viktor Orbán haben sie einen Regierungschef gewählt, der diese Eigenschaften unbeirrt auch nach aussen trägt. Legendär die Rede, die er kürzlich vor dem Europäischen Parlament gehalten hat, erfrischend der Mut, mit dem er einer abgehobenen Bürokratenkaste rund um Ursula von der Leyen den Spiegel vorhält.
Anlass meines Besuchs war eine Buchpräsentation der ungarischen Übersetzung meiner Biografie des Nürnberg-Chefanklägers Ben Ferencz im Holocaust Memorial Museum, das 1999 von der ungarischen Regierung geschaffen worden war. Achtzig Jahre ist es her seit dem ungarischen Holocaust.
Der Orbán-Regierung ist es ein wichtiges Anliegen, die Erinnerung an die damaligen Geschehnisse wachzuhalten. Auch hier findet man keine falschen Töne, man informiert direkt, ehrlich, realistisch auch im Umgang mit der eigenen Geschichte. Juden sind in Europa kaum irgendwo so sicher wie in Ungarn.
Besonders bewegend war die Erzählung einer älteren Damen, deren Vorfahren von SS-Einsatzgruppen in der Ukraine ermordet worden waren. In Ben Ferencz, 1920 im ungarisch-rumänischen Grenzgebiet geboren, fand sie einen Mutmacher, der die Täter vor Gericht brachte und darüber hinaus die Hoffnung auf eine friedlichere Welt am Leben hielt.
Realistisch gesehen ist dieser Kampf noch lange nicht, vielleicht nie zu Ende. Auch das wissen die Ungarn. Aber sie geben nicht auf.
Orban war schon immer einer der besonnensten und dem Volk verbundenen Staatsmänner.
Lob der Ungarn: Unscheinbares, sympathisches Volk mit einem falschen EU-Ratspräsident
Stimmt, die Ungarn sind sehr freundliche, hilfsbereite Leute, die sich auch bemühen, Deutsch zu sprechen. Wer mal in der Ukraine war, der hat den Unterschied erlebt.