Im deutschen Heer gibt es Zweifel an dem Prestigeprojekt von Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius, dauerhaft eine gefechtsbereite Brigade der Bundeswehr in Litauen zu stationieren. Dies geht aus einem Brief von Heeresinspekteur Alfons Mais an Generalinspekteur Carsten Breuer hervor, über den der Spiegel berichtet. Der General befürchtet, dass mit dieser Verlegung die eigenen Kräfte in Deutschland geschwächt würden.

Ohnehin sei die materielle Ausstattung der Landstreitkräfte ohne signifikante Investitionen, gemessen an den künftigen Aufgaben, «mehr als grenzwertig» einzustufen. Nach Mais’ Angaben ist das Heer in allen Materialkategorien zu nur 60 Prozent ausgestattet. Die Aufstellung einer neuen Brigade für Litauen könnte diese Quote auf 55 Prozent reduzieren. Bisher seien die Kosten für die Ausstattung der Litauen-Brigade in den Finanzplänen des Verteidigungsministeriums für die kommenden Jahre nicht berücksichtigt worden.

Deutschland hat sich verpflichtet, bis zu 5000 Soldatinnen und Soldaten dauerhaft in Litauen zu stationieren, wobei die Brigade bis 2027 vollständig einsatzbereit sein soll. Pistorius hatte bei einem Besuch in Litauen erklärt, dass der Bedarf für zusätzliches Material derzeit geprüft werde.