Der Mordanschlag auf die Tochter des national-russischen Philosophen Alexander Dugin trägt den Krieg um einige Stufen tiefer in die russische Gesellschaft hinein.

Ganz offensichtlich galt das Attentat ihrem Vater.

Dugin ist schon lange kein Stichwortgeber des russischen Präsidenten mehr, gilt aber als Aushängeschild jener russischen Intellektuellen, die das Heil ihres Landes in einer anti-westlichen, anti-liberalen Politik und Weltanschauung sehen.

Interessant ist das angebliche Bekennerschreiben der bislang völlig unbekannten Nationalen Republikanischen Armee (NRA).

Wenn es die Motive der Attentäter korrekt wiedergibt, speisen auch die sich nicht aus westlich-liberalen Quellen: Es sind Verheissungen von radikaler Selbstverwaltung, Gleichheit und Gerechtigkeit, Abschaffung der Armut und einer neuen Gesellschaft.

Die wenigen Gedanken erinnern an die russischen Anarchisten des 19. Jahrhunderts, nicht an die repräsentative, parlamentarische Demokratie.

Ist es der Beleg, dass die pro-westliche, liberale Opposition in Russland endgültig chancenlos ist?

Steht erneut der eigentliche, der wahre Weg des russischen Exzeptionalimus im Zentrum der Auseinandersetzung?

Die Wahl des Anschlagopfers lässt vermuten, dass der Kampf um das Neue Russland, das endgültige Post-Putin-Russland, vor allem auch weltanschaulich geführt wird.

Dem würde nicht widersprechen, wenn die NRA sich als Sockenpuppe des ukrainischen Geheimdiensts herausstellen sollte.

Dass ausgerechnet der schillernde Ilja Ponomarjow zur Galionsfigur erhoben wird, macht das eher wahrscheinlich. Eine rein russische Untergrundopposition hätte eine andere Wahl getroffen.

Dennoch wissen die Ukrainer genau, dass mit westlichem Demokratie-Export in Russland kein Blumentopf zu gewinnen ist.

Vielleicht wird die Welt soeben Zeuge eines Paradigmenwechsels in der Auseinandersetzung um Russlands Zukunft.