Immer mehr Israeli fordern Neuwahlen, weil sie das Vertrauen zu Premier Benjamin Netanjahu und dessen Koalitionsregierung verloren haben.

Gestern Abend hat sich ihnen auch Kriegsminister Gadi Eisenkot angeschlossen: Neuwahlen seien nötig, um das Vertrauen in die Regierung wiederherzustellen, sagte er. In einem TV-Interview bezeichnete der Minister Netanjahus Mantra von einer «absoluten Niederlage der Hamas» als «ein Märchen». Wer eine absolute Niederlage in Aussicht stelle, «spricht nicht die Wahrheit», sagte Eisenkot.

Schon heute sei die Situation im Gazastreifen so, «dass die Ziele des Krieges noch nicht erreicht sind», meinte der ehemalige Generalstabschef vor laufender Kamera weiter. Seit Kriegsbeginn am 7. Oktober ist es das erste Mal, dass sich ein Kabinettsmitglied so klar von Netanjahu distanziert. Auch widersprach er dessen Strategie, die Geiseln nur mit militärischem Druck aus den Klauen der Hamas befreien zu können.

Um die Gekidnappten nach Hause zu holen, gibt es laut Eisenkot nur eine Möglichkeit: ein Abkommen.

Pikant: Das Interview wurde wenige Stunden nach Netanjahus Ablehnung von Wahlen inmitten eines Krieges ausgestrahlt, der nach seinen Worten «bis ins Jahr 2025» andauern könnte. Netanjahu versprach während der Medienkonferenz mehrmals den «vollständigen Sieg» über die Hamas.

Immer deutlicher wird aber inzwischen, dass Israel die militärische Stärke unterschätzt hat. So waren Israels Schätzungen vom Dezember, wonach sich die Länge der Hamas-Tunnel unter dem Gazastreifen über mehr als 400 Kilometer erstreckt, falsch, berichtet die New York Times.

Gemäss dem Bericht erstrecken sich die Tunnel über eine Länge von 560 bis 720 Kilometern, die durch 5700 verschiedene Schächte zugänglich sind. Und das alles im Gazastreifen, der von Norden nach Süden nur 40 Kilometer lang ist.

Ein Tunnel in Gaza, der ausgehoben wurde, war so breit, dass ein hoher Hamas-Funktionär mit seinem Auto hineinfahren konnte. Ein anderer erstreckte sich über fast drei Fussballfelder und war unter einem Krankenhaus versteckt. Unter dem Haus eines hochrangigen Hamas-Terroristen fand das israelische Militär eine Wendeltreppe, die zu einem etwa sieben Stockwerke tiefen Tunnel führte.

Die Israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF) waren auch von den Maschinen überrascht, die die Hamas zum Graben der Tunnel verwendete.

«Was hätten die Menschen im Gazastreifen mit ihren phänomenalen Ingenieurskünsten erreichen können, wenn sie sich nicht dem Hamas-Todeskult untergeordnet hätten?», schrieb Israels Regierungssprecher Eylon Levy auf X. Er vergleicht die Länge der Tunnels mit der U-Bahn in London, die nur 55 bis 70 Prozent so lang sei wie das Netz der militärischen unterirdischen Anlagen, die die Hamas unter dem Gazastreifen gebaut hat – «mit Schächten, die in Häuser, Schulen, Moscheen und Uno-Einrichtungen führen».

Die 3 Top-Kommentare zu "«Netanjahu sagt nicht die Wahrheit»: Israels Kriegsminister distanziert sich von seinem Premierminister. Dieser wecke falsche Hoffnungen, wenn er von einer «absoluten Niederlage der Hamas» spreche"
  • reining

    Nein, die Terror Hamas bauen mit westlichen Steuergeldern sicher keine U-Bahnen oder sonstige Annehmlichkeiten für die Bevölkerung! Vielmehr werden weitere Waffen gekauft und die Bevölkerung weiterhin feige als Schutzschilder missbraucht!

  • tim_heart777

    Darum braucht es eine politische Lösung. Mit Bomben lässt sich eine Ideologie nur ungenügend beseitigen und die Gegenseite besänftigen. Aber es geht um Machtpolitik und Resourcen, das sollte inzwischen klar sein, der Terror ist nur vorgeschobener Aktionsgrund.

  • 😢◕‿◕😢

    Jetzt haben die Palästinenser aber nicht vor eine U-Bahn zu bauen, sondern die Besatzer zu besiegen!