Seit Wochen werkeln in Österreich ÖVP, SPÖ und Neos an der ersten Koalition aus drei Parteien in der Geschichte des Landes. Die Verhandlungen gestalten sich schwierig, weil es kaum Überschneidungen gibt.

Dennoch muss die bunte Zusammenarbeit gelingen, um die Wahlsiegerin FPÖ von der Macht auszusperren – das erklärte Ziel der «Zuckerl-Koalition», wie sie einige nennen.

Das durchsichtige Manöver von Bundeskanzler Karl Nehammer von der ÖVP, dank einer politisch wenig sinnvollen Allianz an der Macht zu bleiben, wird nun bei Umfragen abgestraft.

Derzeit würde die FPÖ bei Neuwahlen 36 Prozent erhalten. Bei den Wahlen im September waren es noch knapp 29 Prozent gewesen. Dafür befinden sich die drei wahrscheinlichen künftigen Regierungsparteien im freien Fall.

ÖVP 20 Prozent, SPÖ 19, Neos 10: Addiert kommt die angedachte Koalition derzeit gerade mal auf 49 Prozent. Noch bevor die Verhandlungen für eine neue Regierung abgeschlossen sind, hat diese die Mehrheit im Volk also bereits verloren.

Dabei wäre eine stabile, offensiv agierende Regierung in Österreich so wichtig wie nie zuvor. Steigende Preise bei Energie und Lebensmitteln, wachsende Arbeitslosigkeit, Industrieflucht: Das alles schreit nach einem Befreiungsschlag, vor allem in der Wirtschaftspolitik.

Aber drei Parteien, die sich bei allen Schlüsselfragen uneinig sind, werden keine grossen Würfe produzieren können. Wie eine bei den Bürgern nicht getragene Allianz am Wahlsieger FPÖ vorbei die massiven Probleme des Landes lösen will, ist schleierhaft.