Peter Keller, Generalsekretär der SVP, machte gestern eine bemerkenswerte Aussage: «Wenn die SP sich für den Grünen-Kandidaten Gerhard Andrey ausspricht, bricht sie die Konkordanz – dann gibt es für uns keinen Grund mehr, die Konkordanz gegenüber der SP einzuhalten», sagt der Ex-Nationalrat zu 20 Minuten. Dasselbe gelte, wenn die SP beispielsweise beim Wahlgang von Ignazio Cassis massenhaft den Grünen-Kandidaten auf den Wahlzettel schreibt.

Das Statement passt exakt zu den Erklärungen von SVP-Doyen Christoph Blocher. Laut dem Alt-Bundesrat sind Beat Jans und Jon Pult ungeeignet, er schlägt deshalb vor, einen anderen Kandidaten zu wählen.

Hinter diesen Äusserungen steckt Kalkül und Taktik.

Der Druck auf die SP soll offensichtlich erhöht werden, keine Spielchen zu treiben. Bekannt ist, Blocher will unter allen Umständen, dass Ignazio Cassis wiedergewählt wird. Erstens, um die Mehrheit von FDP und SVP zu erhalten, und zweitens, weil er die Arbeit des Tessiners besser beurteilt als viele im Bundeshaus.

Angenehmer Nebeneffekt des Powerplays: Die Genossen stecken in einer ungemütlichen Lage.

Unterstützen sie die Grünen gegen Cassis, laufen sie Gefahr, dass bei der Ersatzwahl von Alain Berset plötzlich FDP und SVP den Bewerber der Öko-Partei Gerhard Andrey als Retourkutsche die Stimme geben. Helfen sie Cassis, dürfte sich das nicht positiv auf das Verhältnis im rot-grünen Lager auswirken.

An Stratege und Politikfuchs Blocher kommt in der SVP nach wie vor niemand vorbei.