Roger Köppel packt den Hammer aus. Für einmal aber hämmert er nicht gegen links, sondern gegen seinen Partei- und Nationalratskollegen Andreas Glarner.

Mitschwimmend mit dem Mainstream verteilt er kopfschüttelnd Zensuren für ein mit Hilfe von künstlicher Intelligenz (KI) hergestelltes Video, in dem die Grüne Sibel Arslan, «wenn sie ehrlich wäre», Wahlkampfwerbung für Glarner macht und die Ausschaffung krimineller Ausländer fordert. Köppel findet das «kindisch», «primitiv», «cheap», auf «billigste Art und Weise» gemacht, auf den «ganz billigen Applaus» schielend, kurz: stilistisch und inhaltlich unterste Schublade.

Volltreffer um Volltreffer

Einspruch! Das Video von Andy Glarner ist ein Volltreffer. Das zeigen nicht nur die überwältigenden Reaktionen unter dem Gesichtspunkt der Aufmerksamkeits-Ökonomie. Keiner gibt im Wahlkampf so wenig Geld für so viel Publizität aus wie Glarner. Er weiss: Eine einzige gezielte Provokation genügt.

Aber die muss sitzen. Und das ist eine Kunst, die Glarner meisterhaft beherrscht. Er kann es locker mit Satirikern wie Viktor Giacobbo oder Mike Müller aufnehmen. Mit dem KI-Thema nimmt er wie nebenbei noch eine der heissen gesellschaftlichen Debatten auf, hält Medien wie dem Tages-Anzeiger, die aus dem KI-Hype gar nicht mehr herauskommen, den Spiegel vor und erinnert in maximaler Kürze an den anhaltenden Skandal, dass Volksabstimmungen wie die Ausschaffungsinitiative von den eben nicht ehrlichen Politikern nicht umgesetzt werden.

Schliesslich zeigt Glarner mit seinem Spitzbubenstreich, dass Wahlkampf nicht nur bierernst, sondern auch satirisch und lustig sein kann, ohne dabei – auch dies spricht für seine Genialität – in inhaltsleeren Sauglattismus zu verfallen. Ich ziehe vor dem «Mann aus Oberwil-Lieli», wie ihn seine zahllosen Gegner mit spitzer Zange nennen, den Hut.