Gestern Morgen haben wir an dieser Stelle noch geschrieben, dass Sanija Ameti mit den Schüssen auf ein Bild des Jesuskindes und der Gottesmutter Maria nicht nur Salven auf religiöse Symbole des Christentums abgefeuert, sondern dass sie auch ihre eigene Partei, die Grünliberalen, und die europhile Operation Libero angeschossen hat, deren Co-Präsidentin sie ist.

Inzwischen haben Partei und Arbeitgeber reagiert, die Operation Libero hält an ihrem durchgeknallten Aushängeschild fest.

Viele fragen sich: Welcher Teufel hat Ameti geritten, dass sie ausgerechnet auf das Jesuskind schiesst und sich damit erst noch öffentlich brüstet?

Wie steht es, so fragt man sich weiter, nicht erst seither um ihre Urteilskraft? Als PR-Profi musste sie allerdings wissen, was sie damit auslöst.

Eine aufschlussreiche Antwort findet sich in einem Porträt der NZZ, das vor genau einem Jahr erschienen ist. Darin lesen wir: «Erst der Krieg in Bosnien und später der Ausländerhass in der Schweiz haben dem Ehepaar Ameti gezeigt: Wer auffällt, wird zur Zielscheibe. Genau das, eine Zielscheibe nämlich, will ihre älteste Tochter aber sein.»

Nach dieser Deutung wäre Ameti nun am Ziel ihrer Wünsche: Sie hat sich die denkbar provokativste Zielscheibe genommen, das unschuldige Jesuskind, um selbst zur Zielscheibe zu werden. Ein Schuss ins Schwarze.