Mit einem langen Katalog an Forderungen ist Annalena Baerbock als erste Aussenministerin eines EU-Staates nach Syrien gereist. Der Führung in Damaskus übermittelte sie Voraussetzungen, unter denen Deutschland bereit sei, dem Land Unterstützung zu gewähren. Dazu zähle vor allem der Schutz von Frauen und von Minderheiten. «Den Neuanfang kann es nur geben, wenn die neue syrische Gesellschaft allen Syrerinnen und Syrern, Frauen wie Männern, gleich welcher ethnischen oder religiösen Gruppe, einen Platz im politischen Prozess einräumt, Rechte gewährt und Schutz bietet», forderte sie von der neuen Übergangsregierung unter der Führung der islamistischen Miliz Hayat Tahrir al-Scham (HTS). Diese Rechte dürften «nicht möglicherweise durch zu lange Fristen bis zu Wahlen oder auch Schritte zur Islamisierung des Justiz- oder Bildungssystems unterlaufen werden», fügte sie ergänzend hinzu.

Die HTS, die aus der Al-Nusra-Front hervorging, hatte im Dezember die Kontrolle über Syrien übernommen. Ihr Anführer Ahmed al-Scharaa plant eine nationale Dialogkonferenz und versprach Wahlen bis 2029. Baerbock ist skeptisch, ob dieses Vorhaben auch tatsächlich eintritt. Sie erklärte jedoch, dass die HTS an ihren Taten gemessen werde. Gleichzeitig forderte sie, Russland solle seine Militärbasen in Syrien aufgeben.

Syrien bleibt nach vierzehn Jahren Bürgerkrieg schwer beschädigt. Die humanitäre Lage ist dramatisch: Über sechzehn Millionen Menschen sind auf Hilfe angewiesen. Baerbock kündigte an, Deutschland werde weiterhin humanitäre Unterstützung leisten und den Wiederaufbau fördern, sofern die neuen Machthaber die gestellten Bedingungen einhalten​.