«Alles fährt Ski, Ski fährt die ganze Nation.» Dies sang der unvergessliche Vico Torriani in den 1960er Jahren und fasste damit ein Schweizer Lebensgefühl und Kulturgut in einen Evergreen: das Skifahren als gottgewährter Freizeitinhalt und kollektives Integrationsinstrument – als quasi urhelvetisches Menschenrecht.

Daran orientieren sich auch die Schweizer Politiker. Doch bezahlen wollen sie für den Pistenspass nur widerwillig. So ein Skitag kann schliesslich unangenehm teuer werden. Für eine vierköpfige Familie (mit Abos, Essen und Anfahrt) locker 300 Franken.

Im Wallis sorgte vor Jahresfrist die Gratisabgabe von Skipässen an Politiker für Schlagzeilen. Die Regelung wurde mittlerweile geändert.

Für die Mitglieder des Bundesrats (Jahreslohn: 468.276 Franken; Spesenpauschale: 30.000 Franken – plus ein Dienstauto) gilt aber auch künftig auf den Pisten das Credo: freie Fahrt für freie Politiker.

Die Skiabonnemente werden aber nicht von den Bergbahnen zur Verfügung gestellt – dies könnte einen Konflikt mit den Compliance-Regeln darstellen (und theoretisch zu einer Verurteilung wegen Annahmen von Vorteilen führen).

Nun kommen – zumindest indirekt – die Schweizer Steuerzahlerinnen und Steuerzahler zur Kasse. Sie tragen ab dem 1. Januar 2024 die Kosten für die Skipässe der Bundesräte und des Bundeskanzlers. Kostenpunkt eines Abonnements: 4324 Franken.

Die Überlegung dahinter: Zahlt der Bund, fahren die Politiker rechtlich auf der sicheren Seite.

Charles Juillard, Präsident der Verwaltungskommission des Ständerats, sagt dazu: «Solange es transparent ist, gibt es kein Problem.»

Der Steuerzahler (und Hobbyskifahrer) reibt sich verwundert die Augen – und stellt sich simple Fragen: Gehört Skifahren tatsächlich zum Pflichtenheft eines Bundesrats? Gäbe es in diesen Zeiten nicht Wichtigeres zu tun, als auf den Pisten zu wedeln und nach Betriebsschluss der Sessellifte in das Après-Ski einzuschwenken?