Die ukrainische Bevölkerung zeigt nach über zwei Jahren Krieg zunehmende Ermüdung.

Laut Gallup-Umfrage von August und Oktober 2024 sprechen sich 52 Prozent der Befragten für ein schnelles, ausgehandeltes Kriegsende aus. Im Gegensatz dazu möchten 38 Prozent weiterkämpfen, bis ein Sieg errungen ist.

Diese Entwicklung markiert einen deutlichen Stimmungsumschwung im Vergleich zu 2022, als 73 Prozent für einen entschlossenen Kampf bis zum Sieg eintraten.

Die Unterstützung für eine Fortführung des Krieges ist über alle Regionen hinweg gesunken. Besonders stark zeigt sich dies in Kiew und im Westen der Ukraine, wo die Zustimmungswerte um bis zu 40 Prozentpunkte zurückgingen. In den östlichen Regionen, die stärker vom Konflikt betroffen sind, sprechen sich mittlerweile 63 Prozent für ein schnelles Ende aus.

Auch in der Frage territorialer Zugeständnisse zeigt sich ein Umdenken. Über die Hälfte der Befürworter eines Verhandlungsfriedens (52 Prozent) hält es für akzeptabel, im Tausch für Frieden Gebiete aufzugeben. Selbst unter jenen, die weiterkämpfen möchten, wird der Begriff «Sieg» neu definiert. Die Forderung nach Rückeroberung aller seit 2014 verlorenen Gebiete, einschliesslich der Krim, hat abgenommen.

Bei möglichen Friedensverhandlungen wünschen sich viele Ukrainer eine führende Rolle von EU-Ländern (70 Prozent) und Grossbritannien (63 Prozent) – stärker als die der USA, insbesondere unter einer möglichen Trump-Regierung. Diese Unsicherheit wird verstärkt durch die US-Wahl und mögliche Änderungen in der internationalen Unterstützung.

Präsident Wolodymyr Selenskyj gab sich zuletzt optimistisch und erklärte, das Ende des Krieges sei näher, als viele dächten. Ob dies Realität wird, bleibt angesichts der schwierigen Frontlage und der politischen Veränderungen unklar. Fakt ist: Der Wunsch nach Frieden, auch um den Preis von Kompromissen, wächst.