Noch besteht die Sahra-Wagenknecht-Partei nur aus einem vagen Umriss. Trotzdem erreicht sie nach einer Umfrage schon 12 Prozent der Stimmen.

Am Wochenende formierte sich in Thüringen ausserdem eine neue, einstweilen lokale Kraft: Dort schlossen sich drei Kleinparteien mit Unterstützung des Noch-CDU-Mitglieds Hans-Georg Maassen zusammen, um bei den Landtagswahlen anzutreten. Die AfD dürfte bei den Wahlen in den Ostländern trotz verstärkter Konkurrenz hohe Gewinne verbuchen.

Ein Phänomen treibt den Umbruch der politischen Landschaft voran: Die von etablierten Parteien wie den Medien ausgeteilten Etiketten wie «rechts», «populistisch» und «gefährlich» wirken auf die Wählerschaft kaum noch abschreckend. Der gescheiterte Versuch der Süddeutschen Zeitung, den Chef der Freien Wähler, Hubert Aiwanger, mit diesen Begriffen aus dem Weg zu schreiben, markiert das Ende einer alten und den Beginn einer neuen Öffentlichkeit.

Wenn SPD-Chef Lars Klingbeil in einem Interview droht, käme die AfD an die Macht, dann gingen «viele Jobs kaputt», dann wirkt das schon tragikomisch. Nur Tage vorher verbreitete sich die Meldung im Saarland – ehemals eine SPD-Hochburg –, dass der Getriebehersteller ZF wegen des von der EU verordneten Verbrenner-Aus den Abbau von 6000 Stellen plant. Bei Saarstahl könnte die grüne Wirtschaftstransformation 20.000 Jobs kosten.

Mit propagandistischen Mitteln halten die Etablierten den Umbruch im Parteiengefüge nicht auf. Helfen könnte ihnen nur eine bisher verschmähte Taktik, speziell der maladen SPD: nämlich die, sich in Wirtschafts- wie Migrationspolitik an den Vorstellungen der Mehrheit zu orientieren.

Der schärfere politische Wettbewerb belebt den Populismus. Und das ist auch gut so.