Der Anschlag auf die Nord-Stream-Pipelines sei bereits vor über zehn Jahren von einer ukrainischen Gruppierung geplant worden. Dies will die Welt am Sonntag aus deutsche Ermittlerkreise erfahren haben.

Diese berichten, dass entsprechende Überlegungen nicht erst mit dem Angriffskrieg Russlands 2022 entstanden seien, sondern bereits vor der Annexion der Krim im Jahr 2014 bestanden.

Im Fokus der Ermittlungen steht eine sechsköpfige Crew, die zum Tatzeitpunkt auf der in Mecklenburg-Vorpommern gecharterten Segeljacht «Andromeda» operierte. Neue Indizien erhärten den Verdacht, dass die Crewmitglieder vor und nach dem Anschlag in der Ukraine verweilten.

Eine Woche vor den Explosionen wurde das Schiff im polnischen Kolberg von Grenzschützern kontrolliert. Der Einsatz soll nach Angaben polnischer Sicherheitskreise auf einem Geheimdiensttipp basieren, wobei auch Agenten aus den USA vor Ort gewesen seien.

Videoaufnahmen der Crew und des Schiffes existieren, wurden jedoch aus unbekannten Gründen nicht den deutschen Ermittlern übergeben.

Gerhard Schindler, ehemaliger Präsident des Bundesnachrichtendienstes (BND), äusserte Zweifel daran, dass die Ukraine der Auftraggeber des Anschlags war. Er vermutet eine False-Flag-Operation seitens Russland, um die Ukraine zu diskreditieren. Ähnliche Einschätzungen kamen bereits von polnischen Politikern und Sicherheitsexperten.

Der polnische Geheimdienst übermittelte dem BND eine Liste mit Personalien, die auf Verbindungen der Täter nach Moskau hinweisen. Laut dieser Liste besitzen einige Crewmitglieder, die das Boot mit gefälschten Pässen angemietet hatten, die russische Staatsbürgerschaft.

Seit den Explosionen im September 2022, bei denen die Pipelines nahe der dänischen Insel Bornholm weitgehend zerstört wurden, bleibt das Motiv und die Identität der Täter unklar. Während Dänemark und Schweden ihre Ermittlungen eingestellt haben, setzen die deutsche Bundespolizei und das Bundeskriminalamt ihre Untersuchungen im Auftrag des Generalbundesanwalts fort.