Verleger Rupert Murdoch persönlich soll seinen langjährigen Starjournalisten Tucker Carlson im letzten April gefeuert haben. Carlson war selbst für Murdochs rechten TV-Kanal Fox News zu rechts.

Seither empfängt Tucker Carlson seine Interview-Gäste auf seinem eigenen Kanal – auf Twitter beziehungsweise X. Und siehe da: Carlsons Reichweite schlägt alle Rekorde.

Bereits mit seinem Trump-Interview erreichte Carlson am 23. August 265 Millionen Zuschauer. Eine Woche später legte er mit Viktor Orbán nach: 128,5 Millionen Zuschauer, eine Viertelmillion Likes, über 11.000 Kommentare.

Und jetzt das: Das Carlson-Interview mit dem libertären argentinischen Präsidentschaftskandidaten Javier Milei erreichte fast 350 Millionen Zuschauer (stand Freitag). Das sind Werte, die normalerweise nur bei einer Fussball-WM erreicht werden.

Kritiker schnöden, dass Carlson seine verfemten Interview-Gäste mit Samthandschuhen anfasse. Dass er sie nicht hart konfrontiere oder mit Fangfragen aufs Glatteis führe, sie gar unwidersprochen ausreden lässt.

Tatsächlich. Trump plauderte in Carlsons Wohlfühl-Talk völlig entspannt. Viktor Orbán nutzte die Gelegenheit für eine ausführliche Analyse der Weltlage aus ungarischer Perspektive, Milei für einen professoralen Vortrag über die Ökonomie. Wenig Action, keine Gehässigkeiten, null Tumult.

Die Kritik perlt an Carlson ab wie Wasser auf Teflon. Wer Hunderte von Millionen anspricht, braucht sich nicht um die Giftpfeile der Konkurrenz zu scheren.

Hinter der Kollegen-Schelte steckt eine gute Portion Neid und Frustration. Während Jahrhunderten bestimmten Herausgeber und Redakteure der grossen Medienhäuser, wer was sagen darf, was wahr sein soll und was ignoriert wird. Diese Zeiten sind vorbei. Der mündige Konsument kann selbst entscheiden, was ihn interessiert, was er für richtig oder falsch hält.

Tucker Carlson sollte Murdock dafür danken, dass er ihn gefeuert hat. Wer ein Millionenpublikum anspricht, kann neuerdings auch auf X gutes Geld verdienen.