126 tätliche Angriffe mit einem Messer oder einer anderen Stichwaffe gab es in Deutschland seit dem 1. Oktober 2024. Also in nicht ganz zwei Wochen. Rechnet man von 1. September an, waren es 460 Fälle. Und hat man Lust, den 1. August 2024 als Startpunkt zu nehmen, kommt man auf 832.
832 Fälle in 2,5 Monaten: Das entspricht einem guten Dutzend Fällen pro Tag. Die Dunkelziffer mit nicht rapportierten Ereignissen ist da noch nicht dabei. Es dürften daher weit mehr sein.
Zahlen sind relativ. Aber von Einzelfällen zu sprechen, wäre angesichts dieser Häufung ziemlich vermessen. Stichwaffen scheinen sich in Deutschland bei Gefährdern der öffentlichen Sicherheit einer wachsenden Beliebtheit zu erfreuen.
So genau weiss man das dank Messerinzidenz.de. Dabei handelt es sich um einen Live-Tracker der anderen Art. Entwickelt hat diesen der Software-Entwickler Andreas Ziegler aus Frankfurt. Sein Ansporn: Er fragte sich, ob das, was er aufgrund der Medienberichte wahrnahm, den Tatsachen entspricht.
Das scheint der Fall zu sein. Das subjektive Empfinden wird von den Daten gedeckt. Es vergeht kaum ein Tag in Deutschland ohne Schlagzeilen über mehrere gewalttätige Übergriffe, bei denen ein Messer im Spiel ist.
Aber lässt sich auch mehr aus den Zahlen lesen? In welcher Gegend des Landes lebt man am gefährlichsten? Um welche Uhrzeit oder an welchen Wochentagen sollte man besser in der Wohnung bleiben? Und: Wer sticht eigentlich zu? Männer? Frauen? Herkunft?
Noch ist das Projekt zu jung, um diese relevanten Fragen gesichert stichhaltig zu beantworten. Aber mit der Zeit dürften statistische Rückschlüsse aus dem entstehenden Datenberg möglich sein. Zumal alle aggregierten Daten aus offiziellen Quellen wie Polizeimeldungen stammen und damit gesichert korrekt sind.
«Low-level-Terrorismus» nennen einige Experten Messerangriffe auf unschuldige Opfer. Eine ziemliche Verharmlosung, wenn man bedenkt, dass es keine Rolle spielt, ob man durch eine Bombenexplosion oder durch eine Klinge stirbt.
Messerinzidenz.de übernimmt in diesem Sinn den Job des Staats, der für die Sicherheit der Bevölkerung zuständig ist. Die nüchterne Statistik belegt, dass Tag für Tag reihenweise Messerstecher unterwegs sind. Bleibt die Frage: Ist die Politik in Deutschland bereit, auf diese Erkenntnisse politisch zu antworten?
Mit trusted flagger wird sowas verboten. Naja, verboten vielleicht nicht. Aber für keinen mehr zu lesen. Das ist ein grosser Unterschied! Es gab mal Heinrich Heine und der meinte in etwa, wer Bücher verbrenne, der verbrenne irgendwann auch Menschen. Gut möglich, dass dieser Heine damit und heute unter das anrüchige Wort Polemik fallen würde.Und Polemiker muss man ausradieren. Haben Sie nicht auch den Eindruck:Wer Polemik auslöscht, löscht zwar noch kein Leben, aber ihn aus dem Leben der Anderen.
High-level: Low-risk Low-level: High-risk
Immunologe und Epidemiologe Millius überrascht nicht, dass er oft fragwürdige Meinungen hier kundtut, wenn er solchen Statistik-Unsinn beachtet (anstatt die polizeiliche Kriminalstatistik), da der Jack the Ripper, wegen des grossen Medienechos, statistisch über erfasst worden wäre.