Als er vor drei Jahren ein Album mit unbekannten, aber grandiosen Liedern herausbrachte, überraschte er nicht wenige mit diesem unerwarteten Lebenszeichen. Fünfzig Jahre war es her, da hatte der unaufdringliche Kanadier mit der Trennungsschmerzhymne «If You Could Read My Mind» einen Welthit geschrieben, und anschliessend noch ein paar andere gleicher Qualität in Folge. Doch Songs wie «Sundown» (auch so eine Nummer mit Abschiedsflair), «Carefree Highway» (über eine Frau, «die dich umhaut und dann stehenlässt und sagt, dass sie weiterziehen muss») oder auch die suggestive Litanei «The Wreck of the Edmund Fitzgerald» waren keineswegs Gassenhauer im üblichen Sinn, sondern fanden ihr Publikum durch einen einzigartigen Gleichlauf von Wehmut, Optimismus und Understatement.
Gordon Lightfoots schier unerschöpfliche Gabe für unverwechselbare Melodien wurde schon sehr früh auch von der Kollegenschaft geschätzt. Damalige Grössen wie Marty Robbins oder Peter, Paul and Mary entdeckten die Talente des schlaksigen Twens schon in den Sechzigern und festigten erst mal seinen Ruf als «Folksänger». Bald jedoch wurde die schillernde Melancholie von Lightfoots Songs auch für Stars wie Barbra Streisand, Harry Belafonte, Johnny Cash und sogar Depeche Mode interessant, die Songs von ihm einspielten; Bob Dylan nahm Lightfoots «seltene Begabung» zu Recht auf Augenhöhe wahr. Nie kam sein Schmelz auch nur in die Nähe von «Schmalz» – Gefühle gab er eher zurückhaltend, aber eindringlich preis. Cool wie Dylan war er ohnehin. Am Montagabend ist Gordon Lightfoot in einem Krankenhaus in Toronto gestorben.
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