Im Rahmen einer grossen Kundgebung verabschiedete am 29. Januar 1955 – also vor genau siebzig Jahren – die Paulskirchenbewegung in Frankfurt am Main ein «Deutsches Manifest». Es handelte sich um eine ausserparlamentarische Bewegung, welche die Westintegration der CDU/CSU-Regierung unter Konrad Adenauer bekämpfte. Vor allem wandte sich die Paulskirchenbewegung auch gegen die Wiederbewaffnung Deutschlands durch die Aufstellung der Bundeswehr.

Es waren gegen tausend Vertreter der SPD, des Deutschen Gewerkschaftsbundes und der damaligen Deutschen Volkspartei von Gustav Heinemann (später SPD) anwesend. Ebenfalls Teilnehmer waren Vertreter der evangelischen Kirchen und verschiedene Intellektuelle.

Im «Deutschen Manifest» vom 29. Januar 1955 kritisierte die Paulskirchenbewegung, dass der Westteil Deutschlands an die Nato, der Ostteil hingegen an den Warschauer Pakt angelehnt sei. Diese Konstellation zweier gegnerischen Bündnisse gefährde die Wiedervereinigung des Landes.

Von der zentralen Paulskirchenbwegung gingen in der Folge zahlreiche regionale Initiativen hervor – mit Aktionen und Kundgebungen unter Teilnahme von Hunderttausenden.

Sie konnten aber weder die Aussen- noch die Bündnis- oder die Verteidigungspolitik Adenauers ändern. Der Bundeskanzler verfolgte das Konzept, durch die Bundeswehr und deren Integration in die Nato die Wiedervereinigung aus einer Position der Stärke zu verfolgen. Für die SPD hatte die Paulskirchenbewegung zwar kaum Wählerzuwachs zur Folge, hingegen wurden prominente Köpfe wie Gustav Heinemann, Johannes Rau und Erhard Eppler Sozialdemokraten.