Danke FDP. Danke, dass du uns schwarz auf weiss vor Augen hältst, dass Politik vor allem eines ist: Inszenierung. Du kennst deinen Shakespeare vorzüglich: «Die ganze Welt ist eine Bühne und alle Frauen und Männer blosse Spieler», schrieb dieser Grossdichter, dem nichts Menschliches unbekannt gewesen ist, vor viereinhalb Jahrhunderten. Und es hat sich nichts geändert.

Die Liberalen haben ihren Koalitionsbruch nicht nur detailliert vorbereitet, was eine saubere Sache gewesen wäre, nein: Sie haben ihn auch haarklein inszeniert. Die Überinszenierung von Politik ist eine Schwäche, der Politiker in dem Masse mehr verfallen, wie sich ihr ganzes Leben zum Stoff von Social-Media-Soaps entwickelt hat.

Wird die Überinszenierung dann offensichtlich, wie im Fall des «D-Day»-Papiers der FDP, das den Koalitionsbruch wie ein Drehbuch im Vorhinein aufbereitet hat, sieht es eben nicht nach professionellem Tun, sondern nach Seifenoper aus. Und wer will schon offiziell einen Operettenstaat, auch wenn einen seine lustigen Seiten unterhalten?

Der banale D-Day-Fall, den einer wie Olaf Scholz locker aussitzen würde, hat jetzt zwei Rücktritte im Management der Partei zur Folge: FDP-Generalsekretär und FDP-Bundesgeschäftsführer danken ab. Und das fällt dann doch auf, denn es zeigt Verzweiflung: Kaum wird geschossen, hisst die Partei die weisse Fahne. Dabei herrscht mit dem Wahlkampf eine Zeit des Einsteckens und Austeilens. Das Beste wäre, die Liberalen würden endlich auch in diesen Modus finden, der dazu beitragen könnte, dass sie die Wählerinnen und Wähler als ernstzunehmende politische Alternative wieder über die 5-Prozent-Hürde hieven.

Denn die Stimme der Liberalen gegen Regulierung und Staatsbevormundung und für Selbstverantwortung und Freiheit wird unverändert gebraucht. Dummerweise sehen bloss die Protagonisten dieser liberalen Idee nach drei Jahren Ampelkoalition auch ziemlich gebraucht aus. Sie verfangen sich in der Vergangenheitsbewältigung, anstatt sich ans Werk zu machen und die nächsten vier Jahre in Angriff zu nehmen. Darin liegt das wahre Problem der FDP.