Sie gehören zu den angeblich beliebtesten Bundesräten im Lande: Bundespräsident Alain Berset (SP) und Bundesrätin Viola Amherd (Die Mitte).

Was man nicht weiss, ist, wo und wie sie sich diese Sympathien verdient haben. Beim letzten Unspunnenfest in Interlaken jedenfalls nicht. Hier waren sie zwar eingeladen, glänzten jedoch durch Abwesenheit.

Natürlich kann man nicht erwarten, dass ein Bundespräsident an jeder Hundsverlochete teilnimmt. Niemand geht davon aus, dass die Sportministerin bei allen Sportveranstaltungen zugegen ist. Aber das Unspunnenfest ist etwas Besonderes. Es geht hier um den Zusammenhalt des Landes, um Schweizer Traditionen, um unser kulturelles Erbe.

Dieser Hosenlupf-Event wurde nach der Helvetik (1805 bis 1808) zur Aussöhnung von Stadt und Land initiiert. Seither klären alle sechs Jahre 120 Schwinger der Schweiz unter sich den Stärksten «der Bösen» im Sägemehl. Wie ist es möglich, dass Bundespräsident und Sportministerin den Organisatoren dieses nationalen Anlasses eine Absage erteilten?

Bersets Pressedienst sagt dazu kurz und knapp, ein Besuch sei zeitlich nicht dringelegen. Aber für den Auftritt bei der Zürcher Street Parade mit Federboa fand der Magistrat kurioserweise alle Zeit der Welt.

Amherds Informationsabteilung rechtfertigte die Abwesenheit der Chefin in Interlaken damit, dass Bundesrat Albert Rösti (SVP), der Energie- und Umweltminister, die Landesregierung am Schwingerfest vertreten habe.

Aber vielleicht gibt es für die Absenzen auch eine plausiblere Erklärung: Die Wetteraussichten für das Unspunnenfest waren alles andere als rosig. Und es regnete am Wochenende zeitweise in Strömen. Das sind keine guten Bedingungen für Schönwetter-Bundesräte wie Berset oder Amherd. Wenigstes zeigte sich Rösti wetterfest.