Symbolpolitik erfreut sich unter Politikern grosser Beliebtheit. Und das nicht ohne Grund. Man demonstriert mit ihr, dass man auf der richtigen Seite steht. Wo genau, bleibt dabei allerdings hinreichend unscharf. Das verpflichtet zu nichts.

Die Idee, das diesjährige G-7-Treffen ausgerechnet in Hiroshima stattfinden zu lassen, also der Stadt, über der die Amerikaner am 6. August 1945 die erste Atombombe abwarfen, ist ein Paradebeispiel dieser vollkommen überflüssigen Politik der Symbole.

Denn was genau soll uns der Ort der diesjährigen Veranstaltung sagen? Insbesondere vor dem Hintergrund des aktuellen Ukraine-Konfliktes, der die Welt so nah an den Einsatz von Atomwaffen bringt wie seit der Kuba-Krise 1962 nicht mehr.

Im Grunde kann man aus dem Ort doch nur eine Lehre ziehen: Sorgt dafür, dass in der Ukraine so schnell wie möglich ein Waffenstillstand zustande kommt. Beendet das sinnlose Töten. Unterbindet endlich die Gefahr einer atomaren Eskalation.

Aber genau diese Lehre wird nicht gezogen werden. Also wird man betroffen auf Mahnmale schauen, ein paar wohlfeile Phrasen dreschen und weitere Sanktionen und Waffenlieferungen in Aussicht stellen – also weiter an der Eskalationsspirale drehen.

Wichtiger als diese an Zynismus grenzende Politik der Gesten wären jedoch endlich mal konkrete politische Schritte: eine Strategie, wie man aus dem militärischen Desaster hinauszukommen gedenkt, ein Friedensplan für Gesamt-Mittelost-Europa, ein realistischer Stufenplan, der für beide Seiten akzeptablen ist. Stattdessen wird man eine Verantwortung für den Frieden beschwören, der man jeden Tag weniger gerecht wird.

Absurder geht es kaum.