Schweizer Bundesrat zu werden, das muss ein Lebenstraum sein von SP-Ständerat Daniel Jositsch. Die Ankündigung der Partei-Spitze, nur Frauen aufs offizielle Ticket setzen zu wollen, konterte der Zürcher nämlich auf Anfrage der NZZ mit den Worten:
Rein rechtlich stelle das Bundesrats-Ticket einen Vorschlag der jeweiligen Partei dar. Die Bundesversammlung sei aber frei, wen sie in den Bundesrat wähle. Und weiter: Im Übrigen sei es schon vor dem Entscheid der Fraktion möglich, sich um eine Kandidatur zu bewerben. Ob er selber solche Absichten im Hinterkopf wälzt, lässt er zwar (noch) offen. Die Aussage verrät trotzdem seine Ambitionen.
Jositsch will in den Bundesrat – das scheint augenfällig. Mit ihm käme nach Alain Berset ein weiterer linksliberaler SPler, der aus dem Milieu der gutsituierten akademischen Mittel- und Oberschicht stammt und von denen die deutsche Linke Sahra Wagenknecht schreibt, sie stünden nicht mehr für Gerechtigkeit, sondern für Selbstgerechtigkeit. Jositsch passt perfekt in dieses Schema.
Pech für ihn, dass die SP-Rennleitung seine Pläne vorerst durchkreuzt hat. Er wäre aber nicht der erste SP-Bundesrat, den die Bundesversammlung an den Linken vorbei ins Amt hieven würde. So wurde 1983 anstelle der offiziellen Kandidatin Liliane Uchtenhagen der Solothurner Otto Stich gewählt.
Dem letzten «wilden Kandidaten» der Linken, dem Neuenburger Francis Matthey, der 1993 anstelle von Christiane Brunner in die Regierung gewählt wurde, bekam das weniger gut. Er wurde vom SP-Präsidium 1993 dazu gedrängt, die Wahl nicht anzunehmen. Ruth Dreifuss wurde schliesslich Bundesrätin.
Noch ist der Lebenstraum von Jositsch nicht geplatzt.
Schlimmstenfalls kann er immer noch das Geschlecht ändern. Das ist seit Januar dieses Jahres auch in der Schweiz möglich.