Je näher die EU-Wahl rückt, desto mehr Institutionen bekennen sich in Deutschland gegen die AfD. «Zusammenstehen» gehört zu den Lieblingsvokabeln des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier; entsprechend verhalten sich die Körperschaften der Bundesrepublik, auch wenn sie in ihren Satzungen behaupten, überparteilich zu sein. Die Diakonie, der mit gut 100 Millionen Euro aus der Staatskasse bezuschusste Wohlfahrtsverband der evangelischen Kirche, verkündete kürzlich, ein Engagement für die rechte Oppositionspartei sei mit der Beschäftigung in dem Unternehmen nicht vereinbar.

Die «Bundesvereinigung Lebenshilfe» regt leitende Mitarbeiter ebenfalls an, Kündigungsmöglichkeiten zu prüfen, wenn ein Beschäftigter als AfD-Sympathisant auffallen sollte. Merkwürdigerweise wirft der Verband der Partei gleichzeitig vor, sie habe «ganze Wortpassagen» bei ihm abgeschrieben. In dem internen Anti-AfD-Schreiben findet sich übrigens auch der schöne Satz: «Alle Menschen gehören dazu.»

Wie viele andere Sportvereine mahnt auch der TuS Eintracht Wiesbaden 1846 seine Mitglieder, am Wahltag, dem 9. Juni, «auf unseren Sport zu hören», was in dem Fall bedeutet, nur bei den richtigen Parteien anzukreuzen.

Zurzeit kämpft kaum jemand so intensiv gegen die AfD wie die Partei selbst. Die Affäre um ihren Spitzenkandidaten Maximilian Krah, der alle Mässigungswünsche der Parteiführung ignorierte, schadet ihr gründlich.

Es spricht auf der anderen Seite nichts dafür, dass die untergehakten Vereine der Republik mit ihren Appellen massenhaft Bürger davon abhalten, für die AfD zu stimmen. Stattdessen ruinieren sie langfristig ihr Image als überparteiliche Kraft. Wohlfahrtsverbände und Sportvereine, die Mitarbeiter und Ehrenamtler auf ihre Gesinnung durchleuchten, gefallen vermutlich den eigenen eitlen Funktionären. Viele Normalmitglieder dürften sich angesichts des politischen Eifers abwenden – auch solche, die nicht mit Krahs Truppe sympathisieren.