Liebe Unternehmerinnen und Unternehmer,

Entschuldigung, wir haben überzogen. Wir Politiker, Geostrategen, Wissenschaftler und guten Menschen haben hoffnungslos überzogen, indem wir Euch mit all unseren Ansprüchen konfrontiert haben.

Ihr sollt Euch politisch korrekt zu AfD und Linken äussern. Ihr dürft mit Russland keinen Handel mehr treiben. Ihr sollt Migranten einstellen. Ihr sollt richtig mit China umgehen, was immer das heisst. Ihr sollt die Diversität fördern, und wehe, einer von Euch beharrt darauf, in seinem Betrieb mit zwei Toiletten für die Geschlechter auszukommen. Ihr sollt es denen recht machen, die nur vier Tage arbeiten möchten, und das am besten vom Urlaubsort aus. Und – beinahe hätten wir es vergessen: In Euren Kantinen gibt es bitte nur noch einmal die Woche Fleisch, denn Ihr müsst auch auf die gesunde Ernährung Eurer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter achten.

Entschuldigung. Wir haben Euch in unseren toxischen Kulturkampf reingezogen. Ihr wisst nicht mehr, ob Ihr Huawei oder Tiktok nutzen dürft. Ihr wandert allein auf Euren Fluren, während die Belegschaft im Homeoffice weilt, worauf sie einen gesetzlichen Anspruch hat. Ihr dokumentiert Eure Lieferketten bis ins letzte Glied, weil wir unsere Ansprüche natürlich auch im Rest der Welt durchsetzen wollen. Ihr fragt Euch verzweifelt, was ESG bedeutet, und holt Euch teure Berater ins Haus, um keinen Fehler zu machen. Ihr treibt die Dekarbonisierung voran, aber wir drehen Euch trotzdem den Energiehahn zu.

Es tut uns leid, dass wir dieses gut funktionierende deutsche Wirtschaftsmodell kaputt gemacht haben. Dabei hatten wir es so gut gemeint. Wir wollten die Probleme der Globalisierung lösen, die nationale Sicherheit erhöhen, den Klimawandel bekämpfen und die Benachteiligung unter den Menschen beseitigen. Und weil wir das alles gleichzeitig und für alle wollten, haben wir Euch überfordert.

Die Lehre aus den geostrategischen Debatten, aus der um den Klimawandel und der um die Diversität ist, dass Ihr es niemanden recht machen könnt, ohne selbst pleitezugehen. Wir haben deswegen ab sofort Verständnis, wenn Ihr Euch auf die alten Werte besinnt – auf den Shareholder-Value.

Eure Ampel-Regierung