Warum will die britische Vodafone, einer der weltgrössten Telekomkonzerne mit 300 Millionen Kunden in siebzehn Ländern, ihre italienische Tochter, die Vodafone Italia, abstossen?
Der Aktionärsinformation von Vodafone ist zu entnehmen, dass ein Verkauf an die Swisscom den vollständigen Ausstieg aus dem italienischen Markt erlaube, wo es nicht möglich sei, einen Ertrag zu erwirtschaften, der die Kapitalkosten übersteige. Die Swisscom bezahle 26 Mal den freien operativen Cashflow beziehungsweise 7,6 Mal den adjustierten Gewinn vor Steuern und Abschreibungen, was für Vodafone einen Spitzenpreis darstellt, denn das Unternehmen rühmt sich, in den letzten zehn Jahren noch nie einen derart hohen Preis für einen Verkauf erzielt zu haben.
Und nun glauben die Swisscom-Manager, sie seien klüger als die Vodafone-Manager und in der Lage, die italienische Vodafone-Einheit mit einem Vorsteuerverlust 2023 von 49 Millionen Euro bei Aktiven von 12,4 Milliarden Euro in eine nachhaltig höhere Rentabilität zu führen.
Die Swisscom wird die Übernahme auf Kredit finanzieren müssen, denn die liquiden Mittel reichen dazu bei weitem nicht aus. Die Swisscom würde mit der Akquisition nicht nur Aktiven, sondern auch Schulden der Vodafone Italia übernehmen. Die Bilanz der Swisscom wird sich deutlich verschlechtern, womit die Risiken für die Eidgenossenschaft, den Mehrheitsaktionär, zunehmen. Als systemrelevantes Infrastrukturunternehmen besitzt die Swisscom praktisch auch Staatsgarantie. Warum aber sollen die Schweizer Steuerzahler eine Garantie für italienische Netzbetreiber im Übermass übernehmen?
Bereits in den Jahren 1999 bis 2004 hat die Swisscom mit Auslandabenteuern von Deutschland über die USA bis nach Indonesien über 4 Milliarden Franken in den Sand gesetzt (u. a. mit Debitel in Deutschland allein 3,5 Milliarden Franken). Sogar in der Schweiz verlor die Swisscom ihr Investment in die ehemalige Swissair in Höhe von 100 Millionen Franken, ein Investment, das eher mit Vetternwirtschaft denn mit betrieblicher Notwendigkeit zu tun hatte.
Hätte Bundesrat Christoph Blocher 2005 nicht den Abbruch der Eircom-Übernahme – ebenfalls ein 7- bis 8-Milliarden-Deal – durchgesetzt, hätte die Swisscom weitere Milliarden mit diesem irischen Festnetzbetreiber verloren, denn Eircom verfügte damals über eine Eigenmittelquote von nur 6,4 Prozent der Bilanzsumme. Die später eskalierenden Probleme führten zum Bankrott und zur Sanierung durch neue Besitzer.
Was ist zu tun? Übung abbrechen.
Statt 8 Milliarden in ein problembeladenes Unternehmen mit Währungsrisiken zu investieren, sollte die Swisscom den voraussichtlich steigenden freien Cashflow nach der Vollendung der Netzausbauten lieber für jährliche Dividenden-Erhöhungen einsetzen. Solche Dividenden-Erhöhungen (z. B. um 1 Franken pro Jahr) würden sich früher oder später auch in steigenden Aktienkursen niederschlagen. In jedem Falle würden die Dividenden-Erträge des Bundes, der 50,95 Prozent an der Swisscom hält, dann innert zehn Jahren von heute 581 Millionen auf 844 Millionen Franken ansteigen. Das wären 264 Millionen mehr als heute.
Seit 2006 erhalten die Swisscom-Aktionäre eine unveränderte Dividende von 22 Franken pro Aktie. Das ist keine ausserordentliche Management-Leistung, denn Aktionäre kaufen Aktien, weil sie längerfristig steigende Dividenden erwarten. Mit einer Übernahme der Vodafone Italia wird die Durststrecke wohl noch länger anhalten. Falls es sogar zu Verlusten kommt, werden die Aktionäre mit einer Dividendenkürzung oder einem Ausfall rechnen müssen. Noch schlimmer wären Verluste, die einen Kapitalnachschuss nach sich ziehen würden, denn dann müsste auch der Bund Geld nachschiessen, um die Stimmenmehrheit zu wahren. Aber die Finanzlage der Eidgenossenschaft ist derzeit alles andere als rosig.
Wenn Vodafone in ihrer Aktionärsinformation hervorhebt, dass die Aktionäre in der Schweiz nichts zum Deal zu sagen hätten, dann verkennen die Deal-Maker wohl, dass der Bundesrat als Vertreter des Mehrheitsaktionärs sehr wohl eingreifen kann, allenfalls mit einer Auswechslung des Managements der Swisscom.
Da kommen doch erinnerungen hoch.... Damals als die swisscom die irische telefongeselschaft kaufen wollte. Damals verhinderte der bundesrat den kauf. Ein aufschrei ging durch die linke presse..... verpasste chance bla bla... etwa 1 jahr später war die irische telekom pleite....
Wenn die swisscom etwas Nicht kann, dann Investitionen im Ausland zum Erfolg führen. Nach jedem bisherigen Abenteuer war es danach also am Abend teuer!
Wenn die Kohle umsverrecken rausgeschmissen werden muss, dann doch lieber einen Wald in Deutschland kaufen. Der bindet dann kostenlos schweizerisches CO2 und liefert dann gesunden Sauerstoff in die Schweiz. Was dieser Wald ja ohne unser Steuergeld niemals freiwillig getan hätte. So kommt sich der Schweizer Steuerzahler wenigstens nicht ganz so arg betrogen vor. Ich mein ja bloss.