In der Nacht zum Samstag kam Israels Antwort auf die iranische Attacke vom 1. Oktober, bei der Israel mit rund 200 ballistischen Raketen beschossen worden war. Wer jetzt aber von einer zwingenden Eskalation spricht, irrt sich. Die Operation, die vier Stunden dauerte, könnte nämlich zur Deeskalation beitragen.
Die nächtlichen Angriffe galten dem von Russland gelieferten iranischen Flugabwehrraketensystem S-300, das weitgehend zerstört wurde und das auf die Schnelle nicht ersetzt werden kann. Damit hat der Iran seinen Schutzschild verloren. Vernichtet wurde ebenfalls ein grosser Teil der Langstreckenraketen, was das Angriffspotential reduziert.

Die Islamische Republik spielt die Auswirkungen der Angriffe der rund hundert israelischen Flugzeuge herunter. Viele verspotteten den israelischen Angriff als schwach, nachdem in der vorangegangenen Woche mit Angriffen auf die iranischen Öl- und Atomanlagen gedroht worden war. Die israelischen Kampfflugzeuge hätten den Iran vom irakischen Luftraum aus angegriffen, heisst es zudem in Teheran, seien also nicht in den iranischen Luftraum eingedrungen. Und Irans Erster Vizepräsident Mohammad Reza Aref postete auf seinem X-Account sogar, dass Irans «Macht die Feinde des Mutterlandes gedemütigt» habe. Bis Samstag abend war denn auch keine Warnung des iranischen Präsidenten zu hören, dass man sich bald rächen. werde. Das passt auch zur Beobachtung einer iranischen Reporterin, wonach es bisher auf dem Teheraner Palästina-Platz, wo sonst regelmässig gegen das «zionistische Regime» demonstriert wird, keine vom Regime organisierte «spontane» Kundgebung gegen Israel gab.

Aber der eher begrenzte Umfang der israelischen Angriffe deutet darauf hin, dass mit dem Schlag eine deutliche Botschaft an den Obersten Führer des Iran und die iranischen Militärbefehlshaber gesendet werden sollte. Im Wesentlichen signalisierte Israel, dass es in der Lage sei, das Herz des Iran anzugreifen.
In Teheran wird man die Botschaft wohl verstanden haben. Denn die Ayatollahs spielen auf lange Sicht und werden keine Schritte unternehmen, die die Existenz ihres Regimes gefährden.