In der NZZ vom 25. Januar vertrat Mauro Mantovani die Ansicht, es sei «höchste Zeit für etwas Realismus». Er fokussiert sich einseitig auf die Luft- und Cyberabwehr und ignoriert dabei die zentrale Bedeutung unverzichtbarer Bodenfähigkeiten wie schlagkräftiger Panzerverbände und eine durchhaltefähige Infanterie. Doch ohne Panzer und Infanterie gibt es keine Armee. Der Krieg wird auch heute noch am Boden gewonnen.
Erich Muff, Oberstleutnant im Generalstab und Präsident der Offiziersgesellschaft Panzer, weist auf moderne Konflikte hin, die zeigen, dass eine Armee gleichzeitig alle drei Aufgaben Kämpfen, Schützen und Helfen erfüllen muss. Sein kurzsichtiger Vorschlag greift ins Leere und berücksichtigt keinesfalls die Realität moderner Konflikte, wie der Krieg in der Ukraine zeigt.
Solche Positionen gefährden die Sicherheit und Verteidigungsfähigkeit der Schweiz. Denn Verteidigung, so Erich Muff, müsse zwingend in allen Wirkungsräumen geführt werden – auch am Boden. Mantovani argumentiert dagegen in der NZZ, dass die Schweiz sich auf eine selektive Verteidigung in den Sphären wie Luft- und Cyberraum beschränken sollte. Diese Sichtweise verkennt vollständig die Realität moderner Konflikte, die zunehmend hybrid geführt werden. Kriege werden heute in allen Sphären gleichzeitig geführt – in der Luft, im Cyberraum, im elektromagnetischen Raum, im Weltraum, im Informationsraum und ebenso am Boden.
Die Verteidigung der Schweiz muss daher nach Ansicht der Offiziersgesellschaft Panzer umfassend und integriert erfolgen. Panzer und Infanterie sind in diesem Gesamtsystem unverzichtbar. Sie spielen die zentrale Rolle bei der Abwehr eines Gegners. Panzer bleiben das entscheidende Mittel dafür, Stellungen zu halten, Achsen zu sperren und gegnerische Kräfte so zu zerschlagen, dass sie ihre Ziele nicht erreichen können. Die von Mantovani propagierte Fokussierung auf Luft- und Cyberabwehr würde die Schweiz weitgehend ungeschützt lassen – eine Einladung für jeden potenziellen Aggressor.
Oscher Öppel sagt: Mit Verlaub, sollten wir uns nicht besser mit der realen Bedrohung unserer Freiheit beschäftigen, als immer mehr Rüstungsgüter zu fordern, deren Beschaffung unsere Beamten eh nicht beherrschen, und welche wir uns ohne Verschuldung oder höhere Steuern eh nicht leisten können? Die reale Bedrohung, ja laufende Beschneidung, unserer Freiheit findet in Bern und Brüssel statt, dort sitzen die echten Feinde, nicht in Moskau. Die SVP sollte sich darauf konzentrieren, sonst wähle ich sie nicht mehr.
br_schnider sagt: Teil 2: Mir fehlt eindeutig die Diskussion über die spezielle Situation dichtbesiedelter Gebiete wie zB bei uns in der Schweiz. Zudem ist unser Land so klein, dass man nicht mehr von "dünnen" Kampflinien ausgehen kann wie zB im 2. Weltkrieg. Und unsere Offiziere und Soldaten ohne jegliche Vorstellung von den Schrecken zerfetzter Leiber, den wahrscheinlich angesichts unserer Bevölkerungsdichte hoffnungslos überfüllten Spitäler und Lazarette - niemand spricht darüber...
roro1 sagt: Zu jedem Thema und zu jedem Standpunkt findet man Experten. Es gibt mit Sicherheit auch Experten für das Phänomen, dass die Erde doch flach ist und sich die Sonne doch um die Erde dreht. Alles ein Frage der Selektion.
Unsere Medien leben davon, durch Selektion von Fakten und Experten Scheinwelten zu erschaffen, auf denen sich dann die Leserschaft gegenseitig mit Leserbeiträgen bekämpfen kann. Lustig aber sinnlos.
br_schnider sagt: Zuerst: Der Krieg ist eine grausame Angelegenheit und umfasst neben den rein waffentechnischen Aspekten alle Bereiche zwischen Versorgungslage der Bevölkerung, bzw deren Dislokation aus der Kampfzone, bis zur Psychologie geschickter Propaganda.
Kritische, zT bekannte ex US-Offiziere weisen darauf hin, dass speziell auf Seiten des Westens "Schönwetter Generäle" nach oben befördert wurden. In einem Ernstfall erfolgt deshalb zuerst eine Triage zwischen "wenig brauchbar" bis hin zu "tüchtig".
otto motor sagt: eine „Spezialisierung“ ist Teil der NATO Strategie; alleine keine Fähigkeit zur Selbstverteidigung, nur im NATO-Verbund einzusetzen, genau wie die Bundeswehr; bei der dt. Marine und Luftwaffe nur ergänzender teurer Teilkram (Aufklärung und Begleitschiffe im Flottenverband), beim Heer vor der Berufsarmee die „Stolperdraht“ genannten Panzer- und Panzergrenadierbrigaden, die den Angriff solange aufhalten, bis die Truppen aus USA herangeführt worden wären; und die jetzige „Armee“ ….
Gary sagt: Experte … Ich mag dieses Wort nicht mehr hören. Seit Corona gibt es eine Unmenge von vermeintlichen Experten, die Unsinn erzählen. Experte wird heutzutage gebraucht, um vorwegzunehmen, dass jetzt Tatsachen und die Wahrheit gesagt werde. Dabei wird dann unter dem Experten-Deckmantel oft purer Unsinn erzählt, insbesondere auch in der Politik. Da geben sich sogar die Nebelpetarden-Werfer als Experten aus.
7r sagt: Wenn die OG sich Panzer nennt, ist ja klar, dass die "Pänzeler" das sagen haben. Was Mantovani sagt, ist nicht ganz verkehrt. Die Schweiz hat wenig panzergängiges Gebiet, hat schwer überquerbare Grenzen (Rhein, Jura) -> im Umkehrschluss gut verteidigbar. Dazu braucht es Infanterie und Artillerie. Aber: Bekanntlich ist der Verlust der Lufthoheit Verlust der Verteidigungsfähigkeit. Der grösste Fehler war die brutale Dezimierung bei den Flieger/Flabtruppen -> Aufhebung mehrer Mil Flugplätze ff
7r sagt: Massive Reduktion der mittleren Fliegerabwehr (Reichweite 4 km), kein Ersatz der Bl 64 (Reichweite > 15 km), Beschaffung von wenigen Kampfflugzeugen, die eher "Angriffsflugzeuge" denn "Verteidigungsflugzeuge" und in der Anzahl völlig ungenügend sind. Zudem Aufhebung, zum Teil sogar Verkauf an Private von Bunkeranlagen. Weiters ist es offensichtlich, dass hybride und asymmetrische Kriegsführung neue Bedrohungen sind und entsprechend eine Abwehrbereitschaft aufgebaut werden muss.
Selene sagt: Auch wieder einer, der sich Experte nennt, genau wie alle, die sich heute 'Manager' nennen, selbst der Hauswart, aber nur warme Luft rauslässt Mantovani ist wohl blind. Er müsste nur in die UKR schauen und wüsste, wieso dort der Krieg bald zu Ende ist: Der UKR fehlen gerade die Bodentruppen, da die Männer desertieren oder massenhaft nur als Kanonenfutter dienten. Wer soll die Waffen jetzt bedienen? Nur, wer will sich heute noch für ein paar Politiker abknallen lassen? 10:43
gemartinet sagt: Was der Ukrainekrieg sehr deutlich gemacht hat, ist die stark sinkende Bedeutung der Panzer. Die entscheidenden Waffen in diesem Krieg sind Raketen und Drohnen.
Stefan Christen sagt: Für mich kaum nachvollziehbar, wie die NZZ "Experten" zu Wort kommen lässt, die einen solchen Unsinn verbreiten. Sehr gur dagegen die Aussage der Offiziersgesellschaft "Panzer". Meiner Meinung wäre es an der Zeit, eine monatedauernde Analyse des Ukrainekriegs durch unsere Militärführung durchzuführen, um die zukünftige Strategie zu erarbeiten. Eine Armee, die sich auf eine frühere Art von Krieg vorbereitet, wird ihn immer verlieren.
gemartinet sagt: Gerade Panzer spielen in diesem Krieg keine grosse Bedeutung. Eine nach dieser Waffengattung benannten Gesellschaft ist hier sicher nicht die richtige Instanz.
7r sagt: Und das Resultat einer Analyse würde aufzeigen, dass die Zeiten von Panzerschlachten vorbei sind. Asymetrische und hybride Kriegsführung, Drohnen, Sabotagetrupps, Undercover Spionage, Hacking von Netzwerken etc. sind die neuen Bedrohungen. Sie finden die Aussage der OG sehr gut. Also eine Beurteilung vor der Analyse? Panzerkrieg ist genau das, was Sie mit Ihrem letzten Satz beschreiben. 2 Widersprüche in 5 Sätzen. 😉
puzzle sagt: Auch die NATO dachte, Panzer und Artillerie sind auf dem Schlachfeld des 21. JH nicht mehr relevant. Doch diese Fehleinschätzung ist möglicherweise die Hauptursache, weshalb RU diesen Krieg gewinnen wird - westliche Milliarden und Militärtechnologie hin oder her.
putin the terrible sagt: Alt-Nationalrat und SVP-Vordenker Mörgeli propagiert die Ansichten von Muff und ähnlichen Superstrategen, die tatsächlich zu glauben scheinen, dass nach einem Angriff mit Tausenden von Kampfflugzeugen und -hubschraubern, strategischen Bombern, ballistischen Raketen und Hauptkampfpanzern des NATO-Militärbündnisses nach etwa zwei Wochen von ihren "schlagkräftigen Panzerverbänden" ihrer "durchhaltefähigen Infanterie" noch etwas übrig bleiben würde.
robert-sagt sagt: Seltsame, surrealistische Darstellung. Und deshalb gleich ganz verzichten?
Dann können Sie auch argumentieren, dass Kampfflugzeuge und -hubschrauber etc und das ganze Brimborium verzichtbar sind, weil nach dutzenden von Wasserstoffbombenabwürfen auch nix mehr übrig bliebe.
Es geht um den Preis der Eroberung. Eine Schweiz braucht keinen Vernichtungskrieg zu fürchten, da sie ohne Rohstoffe strategisch nutzlos ist.
knechtli sagt: Auch wenn eine feindliche Luftwaffe alles in Schutt und Asche verwandelt hat und auch psychologisch von großer Wirkung war: Es kommt die Zeit, wo das Trümmerfeld vom Feind zu Fuss betreten wird. Und das ist auch die Zeit, wo unsere Panzer aus dem Alpenreduit losrollen. Ob der Soldat dann einen Klumpfuss hat oder Informatiker ist, spielt dann keine Rolle.
putin the terrible sagt: (2) Die Operation Tannenbaum der Achsenmächte, die nach der Niederlage der alliierten Streitkräfte in Europa die Schweiz von der Weltkarte tilgen sollte, umfasste rund 11 deutsche und 15 italienische Divisionen mit etwa 500'000 Mann. Glücklicherweise wurde die Operation nie durchgeführt, da die Alliierten (ohne die Schweizer Trittbrettfahrer) den Zweiten Weltkrieg auch auf dem europäischen Kriegsschauplatz gewannen.
putin the terrible sagt: (1) Nach dem bombastischen Einstieg würde der Rest der militärischen Kampfkraft mit Hilfe von einigen hunderttausend Invasionstruppen bis auf den letzten Schweizer mit einer Schrotflinte ausgeknipst.
nofmgeopolitics sagt: Man kann in allen kürzlichen Konflikten feststellen, dass Drohnen und "Cyber" (bzw. elektronische Kriegführung) zwar wichtig sind, dass aber immer noch am Boden, mit Infanterie und Artillerie, gekämpft wird. Die Systeme sind heute integriert und verändern die Art und Weise, wie Infanterie und Artillerie arbeiten.
Es hilft auch zu wissen, wer denn eigentlich der Feind ist und was dessen Möglichkeiten sind.
Querdenker sagt: Bodentruppen sind unabdingbar und entscheiden eine militärische Auseinandersetzung - siehe Ukraine. Die Schweiz sollte sich jedoch Gedanken bzgl. der Luftwaffe machen. Benötigen wir wirklich so viele F35, oder würde die Hälfte reichen? Mit diesen Einsparungen könnte grösszügig bei der Luftabwehr und natürlich bei den Drohnen aufgerüstet werden. Die aktuellen Konflikte zeigen, dass diese beiden Bereiche die echten "Game Channger" sind.
octopussy sagt: Immer wenn ich dachte, es wäre mir langsam zu blöd geworden, kommt irgendwo einer mit einer Steigerung daher.
Mir fehlen langsam wirklich die Methoden, nicht nur die Worte, um solche Ideen zu kontern. Eine Armee ohne Bodentruppen ist etwa so dumm wie ein Haus mit Einbruchsicherungen an allen Fenstern, aber Türen ohne Schloss. Der Feind kann belustigt ins Land marschieren und mit ein paar Gewehrschüssen die Luftabwehr erledigen.
Ist die NZZ nicht dieses Kopfweh-Blatt mit süddeutschem Kern?
kritisch2020 sagt: Der Feind lauert auch im Innern (siehe Amherd, Cassis, ...). Warum ist der Bullshit-Anteil so gross? Wir müssen diesen Schweizabschaffern endlich sagen, was wir von ihnen halten. Es braucht grundlegende Reformen. Die Zeit ist überreif für friedlichen Widerstand und zivilen Ungehorsam.
Albert Eisenring sagt: Wie schützt sich zB Costa Rica gegen militärische Angriffe?
Seit 1949 dadurch, dass sie keine Armee mehr hat und somit auch keine militärischen Stützpunkte und Waffenlager, die angegriffen werden könnten.
In 2 Weltkriegen haben die Siegermächte übrigens gelernt, Macht über andere Länder auszuüben, ohne sie militärisch zu erobern – denn es ist effizienter & effektiver, zu beleidigen, zu nötigen und zu drohen/sanktionieren. Darum müssen wir uns gegen EU, D & USA behaupten, nicht gegen Russland.
abderhalden sagt: Gleichzeitig auf Weltwoche erschienen:
Die russische Armee setzt zunehmend auf Drohnen. Diese verändern die Natur des Krieges, während gepanzerte Fahrzeuge an Bedeutung verlieren.
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Experte ist kein geschützter Titel. Das wird spätestens dann klar, wenn man sieht was für Plapperi die Medien manchmal unter dieser Bezeichnung präsentieren.
Mit Verlaub, sollten wir uns nicht besser mit der realen Bedrohung unserer Freiheit beschäftigen, als immer mehr Rüstungsgüter zu fordern, deren Beschaffung unsere Beamten eh nicht beherrschen, und welche wir uns ohne Verschuldung oder höhere Steuern eh nicht leisten können? Die reale Bedrohung, ja laufende Beschneidung, unserer Freiheit findet in Bern und Brüssel statt, dort sitzen die echten Feinde, nicht in Moskau. Die SVP sollte sich darauf konzentrieren, sonst wähle ich sie nicht mehr.
Herr Mantovani ist auch der, der im April 23 vorausgesagt hat, dass die Ukraine die Frühjahrsoffensive gewinnen und sich bis zum Asowschen Meer durchkämpfen werde. Dies sei keine Frage ob dies geschehe sonder nur eine Frage der Zeit: Siehe Interview SRF 26.4.23.