In den Schlussminuten des dramatischen Finals warfen die Schweizer nochmals alles nach vorne. Angeführt von ihren NHL-Stars Roman Josi, Nico Hischier, Nino Niederreiter und Kevin Fiala setzten sie die Tschechen unter grossen Druck und erarbeiteten sich gute Abschlussgelegenheiten. Doch letztlich blieb der Kraftakt ohne Ertrag.

24 Stunden nach dem heroischen Halbfinalsieg gegen Kanada mussten sie sich dem Heimteam geschlagen geben. David Pastrnak hatte in der 50. Minute ein Masszuspiel direkt ins Schweizer Netz gehämmert. Neunzehn Sekunden vor Ende setzte David Kämpf mit dem 2:0 den Schlusspunkt.

Während in der ausverkauften O2-Arena in Prag das Fest nun richtig begann, mussten die Schweizer wie schon 2013 und 2018 als Finalverlierer vom Eis. Im ersten Moment mag dies bitter sein – sehr bitter. Aber mit ein wenig Abstand wird man realisieren: Diese Silbermedaille glänzt wie Gold. Denn sie zeigt, dass die Schweizer trotz rückläufigen Tendenzen bei den Junioren und Diskussionen in der Liga (bezüglich Grösse der A-Klasse und Zahl der Ausländer) auf dem richtigen Weg sind. Wer in diesem Weltklassefeld bis wenige Sekunden vor Ende des Finals auf den grossen Coup hoffen darf, hat sich definitiv im Kreis der Grossen etabliert.

Die Finalqualifikation von Prag bedeutet nicht nur die dritte Silbermedaille der Neuzeit, sie stellt quasi den Ritterschlag für den Headcoach Patrick Fischer dar. Nach 2018 führte der 48-jährige Zuger die Schweiz erneut in ein Endspiel – und machte deutlich, dass die jüngste Niederlagenserie in den Testspielen keine Bedeutung hatte.

Alles, was zählt, sind die zweieinhalb Wochen während der WM. Fischer, früher in der Nationalmannschaft und (unter anderem) in Lugano, Davos und Zug selber ein spielstarker und treffsicherer Flügelstürmer, ist in gewissem Sinne immer ein Spieler geblieben – und weiss genau, welche Sprache seine Leistungsträger sprechen und verstehen. Dies ist einer der Hauptgründe, weshalb selbst am Ende einer langen Saison auch aus Nordamerika praktisch jeder Profi dem Ruf der Nationalmannschaft folgt.

So darf man sich schon jetzt auf weitere Grosstaten der Eishockey-Nati freuen: beispielsweise in zwei Jahren an der WM im eigenen Land. Dann findet der Saisonhöhepunkt in Zürich und Fribourg statt. Es könnte die dramaturgisch perfekte Gelegenheit sein, den WM-Titel endlich zu gewinnen: vor heimischem Publikum, in einer wunderbaren Party-Atmosphäre – wie in diesem Jahr die Tschechen.