Während in Deutschland eine innenpolitische Debatte über Waffenlieferungen an Israel ausgebrochen ist, schaffen die USA Tatsachen.

Von einer grösseren Öffentlichkeit fast unbemerkt kündigte die US-Regierung an, Jerusalem eines ihrer besten Luftabwehrsysteme zur Verfügung zu stellen: THAAD (Terminal High Altitude Area Defense) ist auf die Abwehr ballistischer Raketen spezialisiert.

Wie weitreichend die amerikanische Entscheidung ist, geht allein aus der Tatsache hervor, dass die USA selbst nur über insgesamt sieben THAAD-Einheiten verfügen, wie der russische Politblogger Andrew Korybko schreibt.

Nach seinen Worten könnte die Bereitstellung des Systems darauf hindeuten, dass Israel nach seinem erwarteten Vergeltungsangriff auf den Iran einen massiven Gegenschlag mit ballistischen Raketen erwartet.

Die Flugzeit solcher Raketen beträgt nur etwa zehn bis zwölf Minuten. Wegen der hohen Geschwindigkeit sind sie besonders schwer abzufangen. Diese Waffen könnten vom israelischen Schutzschirm Iron Dome weniger gut erkannt und ausgeschaltet werden.

Zudem hätten die jüngsten Angriffe der Hisbollah und des Iran generell Schwächen im Iron Dome aufgezeigt, der häufig von der Vielzahl der anfliegenden Geschosse überwältigt gewesen sei. Zuletzt hatte ein Drohnen-Angriff der Hisbollah auf eine israelische Kaserne, bei der vier Soldaten getötet wurden, für Unruhe bei den Verantwortlichen gesorgt.

Korybko weist zudem darauf hin, dass das ausgeliehene THAAD-System von hundert US-Soldaten begleitet wird. Damit habe US-Präsident Joe Biden sein Versprechen relativiert, dass keine amerikanischen Soldaten in Israel zum Einsatz kämen.

Nun, da diese rote Linie überschritten sei, könnte es Washington leichter fallen, die Zahl von Soldaten aufzustocken. Dieses Risiko würde, so Korybko, noch erhöht, wenn Amerikaner bei einem iranischen Gegenschlag auf THAAD ums Leben kämen. Daher sei die Entsendung eine deutliche Eskalationsgefahr.