Die meisten Urteile des Internationalen Strafgerichtshofs (ICC) in Den Haag sind ein Politikum. Dieses Gremium nahm seine Tätigkeit erst 2002 auf – zur Verurteilung schwerster Kriegsverbrechen, von Völkermord oder Verbrechen gegen die Menschlichkeit.

Dummerweise erkennen wichtige Staaten diesen Gerichtshof nicht an und würden einen eigenen Staatsbürger niemals ausliefern. Egal, wie gross dessen Verbrechen sind. Nicht unterzeichnet haben das Statut etwa China, Indien, die USA, Russland, die Ukraine, die Türkei oder Israel. Also nicht gerade Leichtgewichte im globalen Spiel der Mächte.

Wenn die Urteile aus Den Haag unliebsame Politiker treffen, reagieren aber selbst diese Abseitssteher begeistert. US-Präsident Joe Biden konnte sich 2023 vor Freude kaum halten, als der Internationale Strafgerichtshof einen Haftbefehl gegen den russischen Präsidenten Putin erliess.

Biden nannte das Urteil gerechtfertigt, denn das Gericht bringe «ein sehr starkes Argument an», dass Putin eindeutig Kriegsverbrechen begangen habe. Die USA würden es begrüssen, wenn der Russe bei einer seiner Auslandreisen verhaftet und nach Den Haag überstellt würde.

Doch genau wie gegen Putin hat der Internationale Strafgerichtshof durch seinen Chefankläger 2024 auch einen Haftbefehl gegen Israels Premierminister Netanjahu ausgestellt. Man hört aber keinen Ton von Präsident Biden und der amerikanischen Regierung, dass sie im Fall Netanjahu das Vorgehen Den Haags begrüssen würden.

Ganz im Gegenteil kann Netanjahu jederzeit in die Vereinigten Staaten reisen, ohne eine Festnahme befürchten zu müssen. Vielmehr durfte Israels Premier im Juli sogar unbehelligt eine Rede vor dem US-Kongress halten.

Was belegt: Die Urteile aus Den Haag werden, abgesehen von der EU und der Schweiz, nicht besonders ernst genommen. Schon gar nicht von Russland, den USA und Israel, diesen einzigen militärischen «Hardball-Playern» der neueren Geschichte.