Die Vereinigten Staaten und die EU haben der Ukraine an einer Konferenz in London neue Wiederaufbauhilfen in Höhe von mehreren Dutzend Milliarden Dollar in Aussicht gestellt.

Allein die EU, sagte Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, will bis 2027 54 Milliarden Dollar überweisen.

Laut einer Studie der Weltbank belaufen sich die materiellen Schäden auf mehr als 411 Milliarden Dollar, was dem 2,6-fachen des tatsächlichen Sozialprodukts des Landes im Jahr 2022 entspricht.

Und seit März, als die Studie veröffentlicht wurde, haben sich die Schäden weiter erhöht.

Doch selbst wenn die Beträge weiter aufgestockt würden: Der Aufbau des geschundenen Landes wäre damit alles andere als gesichert.

Die Regierung in Kiew geht zwar seit 2014 gegen die grassierende Korruption vor. Aber das Problem ist noch weit von einer Lösung entfernt. Die Rechtssicherheit ist nicht garantiert, und es dominieren Monopole. Um die Institutionen zu modernisieren, ist das Land auf die Unterstützung des Westens angewiesen.

Die Not der Ukraine lässt es zwar nicht zu, dass das Geld erst nach dem Sieg über die Korruption überwiesen wird. Es wäre deshalb höchste Zeit, dass die Geberländer eine Strategie zur Überwachung der Geldflüsse entwickeln und umsetzen.

Neben der Korruption gibt es nämlich eine weitere Hürde für den Wiederaufbau. Dem Staat fehlen die Kapazitäten dafür, die Riesensummen zu absorbieren, die ins Land fliessen sollen.

Solange Kiew bei der Überwachung der Projekte und deren Ausführung überfordert ist, kann der zweckmässige Einsatz der Gelder nicht garantiert werden. Womit sowohl der Westen, der die Riesensummen bezahlt, als auch die Ukraine auf der Verliererseite sein werden.