Einige Anleger werden enttäuscht sein, wenn sie realisieren, dass die Aktien im bisherigen Jahresverlauf weltweit eine Kurs-Performance von 10,6 Prozent gebracht haben, während die Schweizer Aktien bis zum 12. November sogar 2,1 Prozent im Minus liegen. Selbst inklusive Dividenden resultiert bisher nur ein mageres Plus von 0,9 Prozent. Der MSCI-Weltindex für die Aktienmärkte der Industrieländer wird allerdings in Lokalwährungen oder in USD berechnet. Die erwähnte zweistellige Performance bezieht sich auf die Berechnung in USD. In Schweizer Franken sind es aber immer noch stattliche 7,9 Prozent.

Betrachtet man die Zusammensetzung des MSCI nach Ländern, dann sind die USA mit 70,1 Prozent und Japan mit 6,1 Prozent am stärksten gewichtet. Diese beiden Märkte haben im laufenden Jahr eine gute Performance von 13,6 Prozent und 8,8 Prozent (beide in USD) gebracht. Der MSCI aller Länder ohne die USA brachte es hingegen auf nur 4,3 Prozent (in USD), in CHF gerechnet 1,7 Prozent.

Ein wesentlicher Anteil an der Performance der Weltbörse hatten die acht amerikanischen IT-Giganten. Die «Big Eight» (Kursanstieg Apple +44 Prozent, Microsoft +9 Prozent, Amazon +71 Prozent, Nvidia +14 Prozent, Alphabet-A +50 Prozent, Meta-Platforms-A +8 Prozent, Alphabet-C +52 Prozent und Tesla +5 Prozent) wiesen Ende Oktober einen Börsenwert von zusammen 9950 Milliarden US-Dollar auf, was rund sechsmal der Kapitalisierung der gesamten Schweizer Börse entspricht.

Am MSCI-Weltindex beträgt ihr Gewichtanteil 18,8 Prozent oder dreimal jenem von Japan. Selbst in den USA brachte es der Dow-Jones-Industrial-Index nur auf eine Performance von 3 Prozent, während die Indizes der Computerbörse Nasdaq, wo die IT-Giganten gehandelt werden, ein Plus von 30 bis 40 Prozent verzeichneten.

Betrachtet man die übrigen Aktienmärkte weltweit, dann lässt sich kein klarer Trend erkennen, denn innerhalb einzelner Wirtschaftsblöcke gibt es deutliche Gewinner und Verlierer, ohne dass Gründe dafür offensichtlich sind. Mehrheitlich liegen die Aktienbörsen aber trotz Zinserhöhungen im Plus.

Dennoch fällt auf, dass in Europa, wo der Euro-Raum-Aktienindex Euro-Stoxx 50 satte 10 Prozent im Plus steht, nebst der Schweiz nur Grossbritannien, Belgien, Finnland, die Slowakei, Litauen und Island Verluste brachten. In Fernost liegen China und Hongkong noch stärker im Minus als die Schweiz, während die japanischen Lokalindizes wohl dank der besseren Exportaussichten infolge der Yen-Schwäche um 25 Prozent anstiegen.

Die Gewinnschätzungen für Schweizer Unternehmen werden zwar laufend zurückgenommen, und im europäischen Ländervergleich zählen die Schweizer Aktien eher zur teureren Sorte, wenn man die Kurse zu den erwarteten Gewinnen in Relation setzt. Aber im Vergleich zu den Alternativen im Zinsbereich, zur Rendite der Bundesobligationen, weisen die Schweizer Aktien einen grossen Risikoaufschlag auf. Kommt dazu, dass die reine Dividendenrendite von rund 3 Prozent fast dreimal so hoch ausfällt wie die Rendite der zehnjährigen Staatsanleihen.

Ein wichtiger Grund, warum die Schweizer Aktien im Weltvergleich hinten liegen, mag die in der Schweiz um einige Prozent tiefere Inflation sein. Vor allem die Hochinflationsländer haben auch an der Aktienbörse eine inflationäre Aufblähung erlebt, so Ungarn, die Türkei, Nigeria oder einige lateinamerikanische Länder. Berücksichtigt man die Teuerung, dann ebnen sich die Performance-Unterschiede zur Schweiz weiter ein.

Aber Vergangenheit ist Vergangenheit. Wie präsentieren sich die Aussichten für 2024?

Das geopolitische Umfeld ist alles andere als ermutigend. Aber die Hoffnungen auf ein Kriegsende bleiben bestehen, und wenn es zu einem Waffenstillstand kommt, dann könnten die Weltwirtschaft und die Aktienmärkte zu einer deutlichen Erholung ansetzen. Im Rezessionsfall könnten ein Zinsstopp oder sogar sinkende Zinsen die Börsenkurse wieder befeuern. Aber vorerst werden Umstrukturierungen der Wirtschaft und ein langsamer, aber sichtbar voranschreitender Konjunktureinbruch die Bösen belasten.