Die Rumänen machten sich gerade für das Finale bereit. Doch kurz bevor die Wahllokale öffneten, kam der Paukenschlag: Der entscheidende Wahlgang wird abgesagt. Das Oberste Gericht zieht buchstäblich vor der Ziellinie die Notbremse.

Begründung: Putins langer Arm. Rumänien sei Ziel eines «aggressiven russischen hybriden Angriffs» geworden. Dies hätten rumänische Geheimdienste herausgefunden.

Die Richter erklärten in der Folge den ersten Wahlgang für ungültig. Diesen hatte der bislang wenig bekannte Calin Georgescu überraschend gewonnen. Medien bezeichneten Georgescu unmittelbar nach seinem Sieg als «rechtradikal» und «russlandfreundlich».

Das Oberste Gericht hatte bereits nach der ersten Wahlrunde eine Neuauszählung angeordnet. Am vergangenen Montag stufte es das amtliche Ergebnis als korrekt ein.

Nach der Wahl-Annullierung zeigen sich viele Rumänen konsterniert.

«Schande!!! Der Staatsstreich ist in vollem Gange», sagte George Simion, Vorsitzender der rechtsnationalen AUR-Partei, der Georgescu in der zweiten Runde unterstützte.

Er forderte die Menschen zur Ruhe auf. «Wir gehen nicht auf die Strasse, wir lassen uns nicht provozieren. Dieses System muss demokratisch zu Fall gebracht werden!»

Auch Georgescus Kontrahentin, Elena Lasconi, zeigte sich entrüstet. «Heute ist der Moment gekommen, in dem der rumänische Staat die Demokratie mit Füssen tritt», sagte sie nach der Annullierung der Stichwahl.

Kurz vor dem Gerichtsentscheid hatte die Weltwoche mit dem konservativen Parlamentarier und Polit-Kommentator Mihail Neamtu eine Analyse über Spitzen-Kandidat Calin Georgescu aufgezeichnet.

Schauen Sie hier seine Analyse: