Tel Aviv – Es wird ernst. Wir haben den Luftschutzraum vorbereitet, wo wir uns bei einem Angriff aus dem Iran oder aus dem Libanon in Sicherheit bringen können, haben einen Wasservorrat für drei Tage angelegt und Taschenlampen besorgt für den Fall, dass das Land aus den Fugen gerät. Die Supermärkte melden einen Anstieg der Verkäufe von Grundnahrungsmitteln.

Noch vor ein paar Tagen hatte ich Vorbereitungen für den Notfall als Panikmache abgetan. Inzwischen nehme ich die Drohungen aus Teheran ernst. Nach der gezielten Tötung des Hamas-Auslandschefs Ismail Hanija in Teheran hat der Iran seinem Erzfeind Israel mit massiver Vergeltung gedroht. Vermittlungsversuche des Auslands für eine friedliche Lösung im jüngsten Konflikt mit Israel wurden von Teheran laut einem Nachrichtenportal zurückgewiesen. Gemäss einem Analysten am iranischem Fernsehen, berichtet mir ein Kollege aus Teheran, werdeder Angriff «schon sehr bald» stattfinden.

Airlines rechnen offenbar mit dem martialischen Szenario. Swiss, Lufthansa United oder Delta, um nur einige zu nennen, fliegen derzeit nicht nach Tel Aviv. Wer Israel verlassen will, muss mit horrenden Ticket-Preisen rechnen. Falls er überhaupt noch einen Sitzplatz finden kann.

Kurz: Israel bereitet sich auf den Krieg vor. Stadtverwaltungen informieren die Bewohner, dass sie in der Lage sein müssen, die Bunker nach dem Aufheulen des Alarms innerhalb von 90 Sekunden zu erreichen.

El Al könnte Israelis aus dem Ausland zurückfliegen, die als Reservisten eingesetzt werden sollen. Bei Bedarf sollen Menschen aus dem Grenzgebiet evakuiert und im Landesinnern unterkommen. Seit zehn Monaten sind bereits rund 80.000 Menschen aus dem Gebiet an der libanesischen Grenze Flüchtlinge im eigenen Land, weil sie durch die täglichen Attacken der Hisbollah, der iranischen Stellvertreterin, vertrieben wurden. Krankenhäuser bereiten sich auf die Verschiebung von Patienten mit komplexen Krankheiten in die Untergeschosse vor und stellen sicher, dass die Kliniken auch bei Stromausfällen arbeiten können.

Eine Debatte, ob Israel den totalen Krieg will, findet nicht statt – weder in der Öffentlichkeit noch in der Regierung. Die Lage könnte so ausser Kontrolle geraten.

Ähnlich wie bei dem iranischen Angriff im vergangenen April gibt es intensive Gespräche zwischen Israel und der internationalen Koalition unter Führung der USA, um den Angriff zu vereiteln und den Schaden für Israel zu minimieren.

Dieses Mal werde der Iran die Angriffe allerdings effizienter durchführen als Mitte April, warnt der ehemalige Mossadchef Efraim Halevy. Der Iran hatte damals mehrere Hundert Geschosse auf Israel abgefeuert, von denen aber praktisch alle abgefangen wurden, meist schon ausserhalb des israelischen Luftraums. Das Resultat war – aus iranischer Sicht – bescheiden ausgefallen.

Amerikanische, britische und arabische Einheiten hatten Israel geholfen, die massiven Angriffe abzuwehren. Teheran hatte mit der breiten Attacke zum ersten Mal direkt auf die Tötung eines hochrangigen Armeegenerals reagiert, der bei einem israelischen Angriff in Damaskus ums Leben gekommen war.

Was bedeutet: Die Ayatollahs haben keine Angst mehr vor Israel. Zumal sie wissen, dass sie sehr nahe an der Atom-Bombe sind.