Der EU-Ratspräsident Charles Michel erwartet einen Gaza-Flüchtlingsstrom nach Europa. «Wenn es auf regionaler Ebene mehr Schwierigkeiten geben würde, hätten wir sofort riesige Schwierigkeiten auf europäischem Boden wegen der Flüchtlinge», sagte der ehemalige belgische Ministerpräsident in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur AP. Dies könnte schwerwiegende Konsequenzen für die EU nach sich ziehen und die Polarisierung in vielen europäischen Ländern in Bezug auf das umstrittene Thema der Migration weiter verschärfen, warnt Michel.

Weiter zeigte der EU-Ratspräsident Verständnis für die unterschiedlichen Gefühle und Emotionen in den Gesellschaften der EU-Mitgliedstaaten in Bezug auf das Thema Migration. Er betonte allerdings, dass es wichtig sei, den Nahostkonflikt nicht in die Europäische Union zu importieren. Es sei «nicht der richtige Zeitpunkt, noch mehr Schwierigkeiten zu haben».

Michel rief dazu auf, die Zusammenarbeit mit Ländern wie Ägypten zu verstärken, die als natürlicher Anlaufpunkt für Menschen aus dem Gazastreifen dienen könnten. Er sagte jedoch auch, dass Ägypten bereits Millionen von Flüchtlingen aufnehme und nicht bereit sei, noch mehr Menschen aus dem Gazastreifen aufzunehmen. In diesem Zusammenhang schlug er vor, die internationale Hilfe für Ägypten zu erhöhen.

«Wir müssen uns vorstellen, welchen Herausforderungen sich ein Land mit finanziellen und wirtschaftlichen Schwierigkeiten bei der Aufnahme weiterer Geflüchteter gegenübersieht», so Michel. Ziel sei es, «einen Korridor, einen humanitären Korridor, zu ermöglichen», um die Situation für Flüchtlinge zu verbessern und die Belastung für die Aufnahmeländer zu verringern.