Der Vatikan bleibe ein schwieriges Gelände für den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, kommentiert der Korrespondent der Neuen Zürcher Zeitung aus Rom. Und die NZZ titelt: «Papst Franziskus’ Mühen mit dem Ukraine-Krieg».

Eigentlich reise ja der ukrainische Präsident gerne nach Italien, zumal der Vielfach-Millionär am Ligurischen Meer ein Sommerhaus besitzen soll. Wenn Selenskyj aber jeweils vatikanisches Territorium betrete, gehe es weniger harmonisch zu.

Es gehe Selenskyj vor allem darum, den Papst als Brückenbauer zu jenen Ländern ausserhalb Europas oder der USA zu gewinnen, die eine distanziertere Sicht auf das Kriegsgeschehen an der ukrainisch-russischen Front haben.

Die NZZ schreibt: «Der Papst tut sich schwer mit dem Ukraine-Krieg. Bei seinen Auftritten vor den Gläubigen beklagt er jeweils das Leiden und den Schmerz der betroffenen Bevölkerung. Doch seine Positionierung in dem Konflikt wirft Fragen auf.»

Fragen wirft weit eher die Positionierung der NZZ auf. Was erwartet man an der Zürcher Falkenstrasse eigentlich von einem Papst? Dass er die ukrainischen Waffen segnet? Dass er «Slawa Ukrajini» schreit statt «Urbi et Orbi» betet? Soll dem obersten Hirten der katholischen Kirche verboten werden, sich für Frieden einzusetzen? Ist es ein Verbrechen, «das Leiden und den Schmerz der betroffenen Bevölkerung» zu beklagen?

Gott sei Dank bewahrt wenigstens der Nachfolger von Petrus einigermassen die Übersicht, statt sich wie so viele andere von Selenskyj instrumentalisieren zu lassen. Die Aufgabe des Papstes ist die Friedensstiftung, nicht das Anheizen von Krieg und Gewalt. Dass sich Franziskus eine neutrale Stellung vorbehält, ist seinem Amt geschuldet und der einzig gangbare Weg für ein katholisches Kirchenoberhaupt.

Es reicht ja, wenn die NZZ und die Schweizer Bundesräte die Neutralität in den Staub geworfen haben.